Ar­chi­tek­tur­wo­che Ba­sel: Was­ser – Ader des Le­bens

Was bedeutet Wasser für eine Stadt? An der Architekturwoche in Basel hat sich das Architekturbüro Truwant + Rodet + zusammen mit Melissa Freudiger im Veranstaltungsformat «Trouvailles» mit den Möglichkeiten des «nicht gebauten Raums» und insbesondere mit der Bedeutung des Wassers für die Stadt Basel auseinandergesetzt.

Data di pubblicazione
29-05-2022

Die vom Kuratorium der Architekturwoche Basel AWB vergebene Auszeichnung «Trouvailles» wurde an dieser ersten Durchführung an das Architekturbüro Truwant + Rodet + vergeben. Das Format soll die Öffentlichkeit und Architektinnen und Architekten dazu anregen, Basel aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und neu wahrzunehmen.

Im Zentrum standen bei Truwant + Rodet + Freudiger unter dem Titel «Cyclical Tales – Zyklische Erzählungen» die drei Nebenflüsse des Rheins St. Alban-Teich, Bachgraben und Riehenteich, die die Gruppe in Morgenspaziergängen nachzeichnete und entlang derer sie mit weiteren Partnern wie dem Künstlerkollektiv Hotel Regina oder dem Sound-Art-Kollektiv «Cornflowerblue» Konzerte, beheizte Brunnen, Fontänen und Überschwemmungen inszenierten.

Begeben wir uns also auf die Wege entlang der Wasseradern, die Truwant + Rodet + Freudiger für uns eröffnet haben. Ganz einfach gestaltet sich das nicht immer, denn teilweise existieren die Wasserläufe nicht mehr. Um die historischen Verläufe und die Geschichte der Bäche, die hinter Entstehung und Verschwinden liegen, aufzudecken, investierten Truwant + Rodet + Freudiger eine Menge Zeit in Archivarbeit.

Entlang des St. Alban-Teichs

Die Geschichte beginnt mit dem St. Alban-Teich. Er ist einfach zugänglich und seine romantische Gestalt in historisch restaurierten St. Alban-Tal, das auch Klein-Venedig genannt wird, ist ein Touristenmagnet. Truwant + Rodet + Freudiger erzählen von seiner industriellen Vergangenheit, als er im 12. Jahrhundert für die Getreidemühlen des Klosters St. Alban gebaut und 1624 bis Münchenstein verlängert wurde, wo er beim Kleinwasserkraftwerk Neuewelt in die Birs mündet. Durch das Nachzeichen des Verlaufs mithilfe einer Kreidelinie werden auch die versteckten Teile des Bachs im Stadtbild wieder sichtbar.

Mit weiteren Performances verleihen Truwant + Rodet + Freudiger dem St. Alban-Teichs im Stadtraum noch mehr Präsenz. Dafür arbeiteten sie mit weiteren Partnern zusammen. Das Sound-Art-Kollektiv «Cornflowerblue» inszenierte zum Beispiel die «Floating Sounds» im trockengelegten Wasserreservoir in der St. Alban-Vorstadt. Dafür erfüllten sie das IWB-Brunnenhaus mit Livemusik, gesprochenen Worten, Bewegung und elektronischen Klängen.

Ein besonderes Erlebnis war auch das Baden im beheizten Brunnen «The Holy Fountain» vom Kollektiv Hotel Regina. Der Brunnen mit dem Denkmal «Einrollen Ausrollen» von Ludwig Stocker von 1979 am St. Alban-Teich zwischen Autobahn und Schrebergärten gelegen, ist wohl einer der surrealsten Orte Basels.

Bachgraben und Riehenteich

Auch die beiden anderen Flüsse Bachgraben und Riehenteich, liessen sich mit Truwant + Rodet + Freudiger auf ganz neue Art entdecken. Die verborgenen Geschichten der kleinen Nebenflüsse erzählen von Hirschen und Dinosauriern, vergrabenen Schätzen und drohenden Gefahren, Landschaften und Sackgassen. Und auch heute sind die Geschicke der drei Flüsse eng mit der Entwicklung Basels verbunden.

Denn wie es der Zufall will, kreuzen die Flussläufe die drei Foren der Architekturwoche Basel, den dialogischen Formaten, die sich mit den Arealentwicklungen Dreispitz, Bachgraben und Klybeck auseinandersetzen und im Zentrum der Diskussion der AWB um die drängenden Fragen zu Demokratie und Ökologie stehen.

Das Wasser als Leitfaden

Truwant + Rodet + Freudiger werfen mit ihren Interventionen im Stadtraum die Frage auf, wie wir mit den historischen Schichten der Stadt, den komplexen Ökosystemen und unseren möglichen Zukunftsszenarien umgehen wollen. Das Eröffnen eines anderen neuen Blicks auf den Aspekt Wasser in Basel kann ein Anfang sein, Themen wie etwa die Versiegelung der Oberfläche in Frage zu stellen und neue Wege einzuschlagen.