Sta­gnie­ren­de Er­war­tun­gen im Pla­nungs­sek­tor

«Die Planungsbüros schätzen ihre konjunkturelle Lage verhalten ein.» So lautet das zusammenfassende Ergebnis der KOF-Konjunkturumfrage vom Januar 2022. Die Beurteilung der Geschäftslage hellt sich zwar auf, allerdings schätzen die Büros die Entwicklung der Nachfrage wieder skeptischer ein.

Gemäss den Ergebnissen der vierteljährlichen Konjunkturumfrage vom Januar 2022 der Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) hat sich die Geschäftslage der Planungsbüros seit der Umfrage vom letzten Oktober aufgehellt. In anderen Worten: 60% der Büros melden eine gute Geschäftslage, knapp 38% eine zufriedenstellende und nur noch 3% eine schlechte. Ausserdem haben sich in den vergangenen drei Monaten die Auftragsbestände der Büros positiv entwickelt und deren Reichweite verlängert sich auf 11.5 Monate. Ihre Einschätzung der Entwicklung der Nachfrage, der erbrachten Leistung und der Ertragslage in den letzten Monaten trübt sich im Vergleich zur Einschätzung im vergangenen Oktober allerdings ein.

Gedämpfte Erwartung bezüglich Leistungserbringung und Nachfrage

Insgesamt ändern sich die Erwartungen der Planungsbüros über die künftige Entwicklung ihrer Geschäftslage im Vergleich zur letzten Oktober-Umfrage nicht. In den nächsten sechs Monaten erwarten 9% der Büros eine Verbesserung ihrer Geschäftslage, 85% eine gleichbleibende und gut 5% eine schlechtere. Allerdings werden sie in ihren Erwartungen hinsichtlich der Leistungserbringung und Nachfrage in den nächsten drei Monaten wieder skeptischer. Die gute Nachricht: 8% der Planungsbüros rechnen mit steigenden Preisen in den nächsten drei Monaten, 86% mit gleichbleibenden und nur 6% mit sinkenden Preisen.

In ihren Erwartungen für die Ertragslageentwicklung im ersten Quartal 2022 sind die Büros im Vergleich zum vierten Quartal 2021 trotzdem wieder zurückhaltender geworden. Weiterhin beurteilen sie die Beschäftigtenzahl als zu tief und der Anteil der Büros, die den Arbeitskräftemangel als Leistungshemmnis nennen, ist auf 49% gestiegen.

Architekturbüros – Seitwärtstrend der Auftragsbestände

Die Architekturbüros revidieren ihr Urteil über die gegenwärtige Geschäftslage nochmals nach oben: Aktuell berichten 53% der Büros von einer guten Geschäftslage, 43% von einer befriedigenden und knapp 5% von einer schlechten. Die Einschätzung der Auftragsbestände bewegt sich seitwärts, denn die Reichweite der Aufträge liegt unverändert bei 12.7 Monaten.

Die Entwicklung der Nachfrage, der erbrachten Leistungen und der Ertragslage über die vergangenen drei Monate beurteilen die Architekturbüros nun pessimistischer. Ebenso trüben sich ihre Erwartungen im Hinblick auf ihre künftige Geschäftslage ein – nur 10% der Büros erwarten eine bessere Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten, 81% eine gleichbleibende und 9% eine schlechtere. Auch haben sie nun einen zurückhaltenderen Ausblick auf die Entwicklung der Nachfrage, der zu erbringenden Leistung und der Ertragslage in den kommenden drei Monaten. Immerhin, 5% der Büros rechnen mit einer Preissteigerung in den nächsten drei Monaten, gut 88% mit stagnierenden und 6% mit sinkenden Preisen.

Ingenieurbüros bewerten die Geschäftslageentwicklung positiv

Bei den der Ingenieurbüros steigen die Preiserwartungen weiter stark an: Mit steigenden Preisen in den nächsten drei Monaten rechnen 10% der Büros, 84% mit unveränderten und knapp 7% mit sinkenden. Die Bewertung der Geschäftslage hellt sich seit Oktober 2021 noch einmal leicht auf. Aktuell schätzen knapp 64% der Büros ihre Geschäftslage als gut ein, 35% als befriedigend und lediglich 2% als schlecht. Ebenfalls haben sich die Erwartungen bezüglich der Entwicklung der Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten noch einmal gesteigert, denn 8% der Büros erwarten eine Verbesserung der Geschäftslage, 88% keine wesentliche Veränderung und gut 3% eine Verschlechterung.

Die Entwicklung der Nachfrage und der Auftragsbestände in den letzten drei Monaten bewerten die Ingenieurbüros positiver als noch in der Befragung vom Oktober 2021. Die erwartete Nachfrage, Leistungserbringung, und Ertragslage in den kommenden drei Monaten revidieren sie jedoch leicht nach unten. Ein ständiges Sorgenkind ist die zu niedrige Beschäftigtenzahl der Ingenieurbüros. Sie wird unverändert als zu tief bewertet, wobei sich der Anteil von Büros, der den Mangel an Arbeitskräften als Leistungshemmnis nennt, mit 52% seit Oktober 2021 nicht mehr vergrössert hat.

Bausektor rechnet mit einem deutlichen Beschäftigungszuwachs

Alles im allem fallen die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage im Planungssektor ambivalent aus. Es lässt sich weder ein klarer Aufwärtstrend noch ein Abwärtstrend herauskristallisieren. Diese Ambivalenz verdeutlichen zwei weitere veröffentlichte Prognosen der KOF –der Beschäftigungsindikator und das Konjunkturbarometer.

Beim ersteren stehen alle Zeichen auf Wachstum. Denn der KOF-Beschäftigungsindikator steigt weiter und liegt auf dem höchsten Stand seit dem Jahr 2000. «Die Umfrageergebnisse lassen auf eine erfreuliche Beschäftigungsentwicklung über alle Branchen hinweg in den kommenden Monaten hoffen», schreibt die KOF in ihrer Medienmitteilung vom 2. Februar 2022. Besonders positiv habe sich im ersten Quartal der Beschäftigungsindikator für das verarbeitende Gewerbe und den Grosshandel entwickelt.

Auch die Betriebe im Bausektor würden mit einem deutlichen Beschäftigungszuwachs rechnen: Für den KOF-Beschäftigungsindikator dieser Branche wurde noch nie ein vergleichbar positiver Indikatorwert registriert, schreibt die KOF weiter. Das sind gute Aussichten nicht nur für Stellensuchende, sondern auch für die Firmen, heisst das doch nichts anderes, als dass das Geschäft brummt.

Untergruppen des Konjunkturbarometers entwickeln sich uneinheitlich

Auch beim KOF-Konjunkturbarometer stehen die Zeichen auf Wachstum – allerdings nur bei einer Gesamtbetrachtung. «Das KOF-Konjunkturbarometer steigt im Januar um 0.6 Punkte. Die Aussichten sind weiterhin überdurchschnittlich und deutlich besser als im Januar 2021», lässt die KOF in ihrer Medienmitteilung vom 28. Januar 2022 verlauten. Allerdings entwickeln sich die verschiedenen Untergruppen des Barometers unregelmässig. Das heisst konkret, dass sich beispielsweise die Aussichten für den Konsum und die Finanz- und Versicherungsdienstleister verbessert haben.

Einen weniger positiven Verlauf als im Vormonat deuteten gemäss KOF die Indikatoren Bündel für die Dienstleistungsbereiche, das Verarbeitende Gewerbe und die Auslandsnachfrage an. Im produzierenden Gewerbe – verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe zusammengenommen– würden die Indikatoren für fast alle Teilaspekte der Geschäftstätigkeit nachgeben, insbesondere für die Ertragsentwicklung, Produktionstätigkeit und Kapazitätsauslastung.

Wer die beiden Prognosen vergleicht, stellt einen Widerspruch fest. Möglicherweise hängt das damit zusammen, dass der Beschäftigungsindikator auf einer Selbsteinschätzung der Befragten beruht und das Konjunkturbarometer auf Berechnungen der KOF. Möglicherweise liegt es aber auch daran, dass es sich um Prognosen handelt. Das «Gabler Wirtschaftslexikon» definiert Prognose wie folgt: «Aussage über zukünftige Ereignisse, beruhend auf Beobachtungen aus der Vergangenheit und auf theoretisch fundierten objektiven Verfahren. Prognose richtet sich vor allem auf Variablen, die nicht oder kaum durch denjenigen gestaltbar sind, der die Prognose vornimmt». Und wer jetzt den Fokus auf «Variablen» – veränderliche Grösse – und den Nebensatz «die nicht oder kaum durch denjenigen gestaltbar sind, der die Prognose vornimmt» legt, weiss, dass er getrost abwarten kann. Oder in anderen Worten: Es kommt, wie es kommt.

Der KOF-Beschäftigungsindikator wird aus den vierteljährlichen Konjunkturumfragen der KOF berechnet. Die Auswertungen für das erste Quartal 2022 basieren auf den Antworten von etwa 4500 Unternehmen, die im Januar zu ihren Beschäftigungsplänen und -Erwartungen befragt wurden.

 

Das KOF-Konjunkturbarometer basiert auf einer von der KOF berechneten Referenzreihe, der Vormonatsveränderung des BIP, basierend auf der Quartalisierung der Schweizer Bruttoinlandprodukt-Daten des Bundesamtes für Statistik und der Bereinigung um die Effekte grosser internationaler Sportanlässe durch das Staatssekretariat für Wirtschaft. Das Ziel des Barometers ist, anhand dieser Referenzreihe die aktuelle Schweizer Konjunkturentwicklung möglichst zeitnah zu prognostizieren.


 

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