Neue We­ge in der Ar­chi­tek­tur­do­ku­men­ta­tion

Das Institut für Technik und Architektur der Hochschule Luzern hat ein Onlinelexikon zur Schweizer Architektur von 1920 bis heute geschaffen. Auf www.architekturbibliothek.ch sind bereits über 300 Bauwerke aus der ­Zentralschweiz dokumentiert – zahlreiche Gebäude werden folgen.

Data di pubblicazione
10-01-2020
Dr. Marion Sauter
Dozentin für Architekturgeschichte am Institut für Technik und Architektur der Hochschule Luzern

Onlinedatenbanken zur Kunst und Geschichte der Schweiz bestehen bereits seit Langem. Dasselbe wünschte man sich am Institut für Technik und Architektur der Hochschule Luzern auch für die Architektur und gleiste deshalb das Projekt Architekturbibliothek auf. Darin werden Schweizer Bauwerke von 1920 bis heute online dokumentiert – die Moderne und ihre Nachfolger, ein Bauwerk pro 2500 Einwohnerinnen und Einwohner, Stadt und Land.

Die reich bebilderten Baudokumentationen entstehen im Rahmen des Archi­tekturgeschichte- und Fotografieunterrichts an der Hochschule Luzern, erarbeitet von den jährlich 130 Nachwuchsarchitek­tinnen und -architekten. Eine wissenschaftliche Redaktion ist für die Auswahl und die Nachbearbeitung der Beiträge verantwortlich. Getragen wird das Projekt unter anderem von der Stiftung zur Förderung der Hochschule Luzern, dem Bundesamt für Kultur und der Ernst Göhner Stiftung.

Vom Architekten zum Team

Die Form der Baudokumentationen war schnell gefunden. Deutlich schwieriger gestaltete sich dies beim begleitenden Lexikon der Planungsbüros – dem Bürolexikon. Es ist ­ausserdem ungleich schneller gewachsen als die Baudokumentation: Rechnet man die relevanten Umbauphasen mit ein, kommen auf ein Bauwerk durchschnittlich 1.6 Büros und noch mehr verantwortliche Architektinnen und Architekten.

Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat sich die Architekturszene grundlegend verändert: In der Regel zeichnen nicht mehr einzelne Architekten für (Gross-)Projekte verantwortlich, sondern Teams, die in wechselnden Konstellationen arbeiten. Das «Architektenlexikon der Schweiz» von 1998 dokumentiert beispielsweise über 800 Schweizer Architektinnen und Architekten sowie einige wenige Büros, etwa Studer, Studer & Naef und Herzog & de Meuron. Ersteres ist unter «Ernst Studer» gelistet, Letzteres gesamthaft dargestellt.

Eine digitale Datenbank fordert jedoch eine einheitliche Darstellung. Der Entscheid ist deshalb auf eine strikte Trennung in ein «Bürolexikon» und in ein «Architekten­lexikon» gefallen. Biografien finden sich zukünftig im Architektenlexikon, inklusive der Bauwerke, die der jeweilige Architekt an seinen Wirkungsstätten realisiert hat. Die Würdigung des Büros und dessen Einordnung in den Zeitkontext wird hingegen dem Bürolexikon zugeordnet. Dieses listet sämtliche Vor- und Nachfolgebüros beziehungsweise Namensänderungen auf.

Damit können den Bauwerken die Büros in der exakten Benennung zur Bauzeit und die verantwortlichen Architektinnen und Architekten zugeordnet werden. Diese kleine Stellschraube stellt einen grossen Schritt in der Darstellungsstringenz der Architekturgeschichte dar.

Erfreuliche Resonanz

18 000 User haben in den ersten ­Monaten die Architekturbibliothek besucht, über 2500 folgen ihr auf Instagram: ein motivierender Start. Nach Abschluss der Erst­erfassung der Zentralschweiz mit 330 Gebäuden arbeiten die Studentinnen und Studenten nun an den Einträgen für die Kantone Glarus, Bern und Zürich.

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