Freiräume für Bern!

Eine Gaswerk-Charta

Date de publication
30-08-2022

1. Bauen auf der Stadtebene. Freiraum auf der Schwemmebene.
Bereits in der Testplanung hat sich ­gezeigt, dass die Schwemmebene mit ­öffentlichen Verkehrsmitteln nicht erschliessbar ist und die Verbindung zur Stadtebene für Velos aufgrund der Topografie wenig geeignet ist. Das Stadt­entwicklungskonzept zeigt, dass es ­viele Verdichtungsgebiete gibt. Kluge Innenverdichtung bedeutet, an schlecht erschlossenen Lagen nicht zu bauen!

2. Wohnen zerstört die Urbanität der Schwemmebene.
Die Schwemmebene ist aufgrund der vielschichtigen Freiraumnutzung heute einer der urbansten Orte in Bern für ALLE, eben weil dort nicht gewohnt wird. Eine kleine, schlecht in das städtische Wegenetz eingebundene Bebauung schafft kein «pulsierendes Quartier», sondern führt zu Nutzungskonflikten. Wohnnutzung verhindert die lebendige Nutzung der Schwemmebene aufgrund der eidgenössischen Lärmschutzverordnung!

3. Ein Aareufer ohne Dämme.
Auf den aufwendigen Dammbau, der den räumlichen Zusammenhang, die ökologische Vernetzung und die Nutzbarkeit der Aareufer einschränkt, kann ohne Siedlungsentwicklung zugunsten objektbezoger Massnahmen verzichtet werden. Das erste Gebot der Siedlungsplanung lautet: Baue nicht im Überflutungsgebiet!

4. Eine wachsende Stadt braucht zentrale Grünräume.
Bern wächst. Nach der Wohnstrategie werden in den nächsten Jahren tausende neuer Wohnungen gebaut, es wird viel mehr Bernerinnen und Berner geben. Nicht nur die Häuser, auch die gut erreichbaren Freiräume in der Stadt müssen mitwachsen können. Die Schwemm­ebene ist der einzigartige «Central Park» für das grössere Bern von morgen!

5. Eine dichtere Stadt braucht soziale Freiräume.
Auch zukünftige Generationen brauchen Räume für ihre Freien Länder Zaffaraya, ihre Gaskessel, ihre Feste … Innenverdichtung bedeutet auch den Verlust von sozialen Freiräumen und Nischen durch steigenden Aufwertungsdruck und zunehmende Nutzungskonflikte. Die Schwemm­ebene ist der letzte grosse soziale Freiraum von Bern, insbesondere für die Jugend!

6. Eine heissere Stadt braucht grosse Landschaftsräume zum Kühlen.
Klimawandel und Innenverdichtung verstärken den Hitzeinseleffekt. In wenigen Jahren wird Bern das Klima von Mailand haben. Das Aaretal ist der wichtigste Windkanal der Stadt, die dichte Vegetation kühlt durch Verschattung und Verdunstung. Er ist auch der wichtigste Kühlungsraum für die Stadt, aber nur, wenn er unversiegelt bleibt!
 
7. Das Aaretal macht Bern.
Aarehänge und Schwemmebene prägen die historische Identität der Stadt Bern. Der Zusammenhang des Aaretals als Naturraum ist eine Bedingung für die Erhaltung des historischen Ortsbilds von dicht bebauter Altstadt und grünem Aareraum. Eine Überbauung der Schwemmebene ist mit den Zielen der Aaretalschutzverordnung nicht zu vereinbaren!

8. Ein einzigartiger Naturraum für alle Lebewesen muss erhalten werden.
Die Stadt der Zukunft muss Raum für das Zusammenleben aller Lebewesen bieten. Der Lebensraum und die zentrale Vernetzung von Habitaten muss im Aaretal erhalten werden!

9. Eine freie Schwemmebene ist ohne finanziellen Verlust möglich.
Aus der Stadtratsvorlage vom 11. September 2019: «Würde die Bevölkerung eine Umzonung jedoch ablehnen, entstände zumindest vorübergehend ein Verlust für den Fonds.» Ausgehend davon, dass ewb eine hundertprozentige Tochter der Stadt ist und der Fonds eine gemeindeeigene Unternehmung mit Son- derrechnung darstellt, entstünde für die Stadt insgesamt gesehen durch den Kauf kein zusätzliches finanzielles Risiko, da es sich lediglich um eine Umlagerung des Areals von ewb hin zum Fonds handelt.

10. Ein Mehrwert für ganz Bern und die Region.
Auf der freien Schwemmebene sind die Jahreszeiten erlebbar, die Aareschwimmer laufen flussaufwärts, die Jugend findet ihren Raum für Neues, die Natur ist in der Stadt, der Zirkus tritt auf, es wird auf Münster und Bundesterrasse geblickt, Velos fahren am Ufer von nah bis fern … das Aaretal gehört ALLEN, nicht nur wenigen!

Carola Antón, Antón Landschaft, Zürich; Piotr Brzoza, XM Architekten, Basel; Tino Buchs, bbz Landschaftsarchitekten, Bern; Marco Graber, Graber Pulver Architekten, Zürich; Johannes Heine, BÖE Studio, Zürich; Daniel Kiss, XM Architekten, Basel; Simon Kretz, Salewski Nater Kretz, Zürich; Thomas Pulver, Graber Pulver Architekten, Zürich; Christian Salewski, Salewski Nater Kretz, Zürich

Wettbewerbsbesprechung des Ideenwettbwerbs «Entwicklung Gaswerkareal und Brückenkopf West»

 

Jurybericht und Pläne auf competitions.espazium.ch

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