Na­chruf auf Si­bylle Bu­cher (1965–2021)

Am 3. August 2021 starb Sibylle Bucher nach kurzer Krankheit im Alter von nur 55 Jahren. Sie setzte sich auf vielfältige Weise für die Baukultur ein: als Inhaberin von B.E.R.G. Architekten, in verschiedenen Stadtbildkommissionen und als langjähriges Mitglied der SIA-Wettbewerbskommission.

Date de publication
23-08-2021

Sibylle Bucher wuchs in Zürich auf und diplomierte 1990 als Architektin an der ETH Zürich. Nach dem Studium arbeitete sie bei Bétrix & Consolascio und Burkhalter Sumi. Zusammen mit ihrem Lebenspartner Christoph Elsener sowie Michel Rappaport und Oscar Gentili gründete sie 1995 das Büro B.E.R.G. Architekten. Im Verlauf der Jahre bildete sich mit verschiedenen Schulbauten ein Schwerpunkt in den Arbeiten des Büros. Zahlreiche Neu- und Umbauten sowie Provisorien zeugen vom grossen Interesse Sibylle Buchers und ihres Büros an Bildungsbauten und einem subtilen Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz. So konnte das Büro B.E.R.G. Architekten etwa die Erweiterung des Schulhauses Mattenhof in Zürich Schwamendingen, die Renovation des Schulhauses Milchbuck in Zürich und das Provisorium für 500 Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Uster realisieren.

Neben der Tätigkeit in ihrem Büro engagierte sich Sibylle Bucher in vielfältiger Weise für eine hochstehende Baukultur. So war sie unter anderem Mitglied in den Stadtbildkommissionen von Uster, Zug und Basel-Stadt. Ihr besonderes Interesse galt dem Architekturwettbewerb. Als Jurymitglied setzte sie sich stets mit Verve für den fairen Wettbewerb ein. Mit ihrer grossen Erfahrung gelang es ihr in vielen Fällen, geschickt zwischen den Anliegen der Teilnehmenden und den Interessen der Auftraggeber zu vermitteln. Seit 2007 war sie Mitglied der Wettbewerbskommission des SIA. Sie wirkte in vielen Arbeitsgruppen mit und war Teil des sogenannten «Büros», des strategischen Lenkungsausschusses der Kommission.

Sibylle Bucher setzte sich auch auf internationaler Ebene für die Anliegen ihres Berufsstandes ein. So war sie ab 2014 Mitglied des Vorstandes der Conférence Suisse des Architectes (CSA). In dieser Funktion vertrat sie die Schweiz im Architects’ Council of Europe (ACE) und wurde 2018 Co-Präsidentin der Arbeitsgruppe Vergabewesen und Architekturwettbewerbe. Erst kürzlich wurde sie als Ersatzmitglied in den Rat der Union Internationale des Architectes (UIA), der einzigen weltumspannenden Organisation der Architektinnen und Architekten, gewählt. Sibylle Bucher starb zu dem Zeitpunkt, als sie das aussereuropäische Parkett betreten wollte – unerwartet und viel zu früh.

Der SIA verliert ein Mitglied, das die Werte des Berufsverbandes mit grossem Engagement vertreten hat. Alle, die Sibylle Bucher kannten, verlieren eine Kollegin mit offenem und gleichzeitig kritischem Geist. Sie stellte als Mitglied der Wettbewerbskommission immer wieder unbequeme Fragen und scheute sich nicht, auch über lange Zeit gefestigte Positionen zu hinterfragen. Wir werden Sibylle Buchers unbändige Neugier, ihre undogmatische Art und ihren fachkundigen Rat sehr vermissen.

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