Um­bau und ener­ge­tische Er­neue­rung Bü­ro­haus Ro­sen­berg, St. Gal­len

Wie macht man aus einem Durchschnittsgebäude ein Energiesparhaus? Mit der Verwertung interner Abwärme und der Nutzung eigener Substanz als thermischer Speichermasse. Das Bürohaus Rosenberg hat seinen Vorzeigestatus un-scheinbaren, aber wirkungsvollen Eingriffen zu verdanken.

Date de publication
23-11-2020

Die Grundrezeptur für das klimagerechte Bauen ist bekannt:  Neben erneuerbarer Energie – am besten aus lokaler Quelle – ist auch eine gute Bausubstanz unverzichtbar. Laufend kommen aber weitere, berechtigte Anliegen dazu, und Besteller pochen auf mäs-sigenden Zusatzaufwand für die Nachhaltigkeit. Wie man solche Ansprüche vereint und daraus ein entschlacktes System zur Raum-klimatisierung definiert, veranschaulicht das erneuerte Bürohaus Rosenberg mitten in der Stadt St. Gallen. Dessen Umbau erfolgte ohne Standardsysteme, mit ungewöhnlichen Komponenten und viel Verständnis für bauphysikalische Prinzipien. Die Universität ist Mieterin und nutzt alle sechs Etagen für den Informatikunterricht. Obwohl der Klimatisierungsaufwand für die Seminarräume stieg, schrumpfte der Energiebedarf um fast 90 %.

Energiewerte deutlich besser

Das Resultat präsentiert sich unspektakulärer, als der Effizienz-sprung erwarten lässt: Das rund 50-jährige Gebäude ist weder Kraftwerk noch Energiebunker, sondern bleibt als Bauwerk seiner Zeit erkennbar. Ursprünglich lag der spezifische Heizwärmebedarf bei über 100 kWh/m2; heute beträgt er noch 10 kWh/m2. Dass der grösste Teil der konsumierten Energie nicht mehr ak-tiv erzeugt werden muss, ist zwei passiven Energiequellen zu ver-danken. Lieferte früher eine Ölheizung die konventionelle Wärme und verwandelten Kältemaschinen elektrische Energie in Kälte, werden nun die Gebäudesubstanz und die Nutzenden energetisch unmittelbar eingespannt: Die Studierenden lernen nicht nur, son-dern geben tagsüber eigene Wärme ab. Und der Serverraum im  dritten Obergeschoss liefert rund um die Uhr nutzbare Abwärme. Ein Anschluss an das städtische Fernwärmenetz deckt den Restbe-darf in der kalten Jahreszeit. Von April bis Oktober ist das Gebäude-klima vor allem zu kühlen. Dafür genügt während der Hälfte der Zeit ein energiesparsames Freecooling auf Niedertemperaturniveau.

Abgabe von Niedertemperaturwärme

Für den baulichen Wärmeschutz wurde mehr entrümpelt als dazu-gebaut: Hohlböden und abgehängte Decken hat man entfernt,  weil die massive Bausubstanz dahinter nur unverkleidet ihre bau-physikalische Wirkung als thermischer Speicher entfalten kann. Neu sind dagegen dreifach verglaste Fenster und die jeweils in-wendig gedämmte Brüstung darunter. Davor hängen nun spezielle Ge bläsekonvektoren, die die erforderliche Wärme oder Kälte über integrierte Kleinventilatoren im Raum verteilen. Dank dieser Um-luftströmung genügt eine Vorlauftemperatur von höchstens 26 °C. Ebenso reduziert präsentiert sich das Lüftungssystem, das ohne horizontale Luftverteilung bestens funktioniert. Die Frisch- luft verteilt sich in jeder Etage statt über eigene Kanäle nun im Ver-bundprinzip. Ein Gebäudeleitsystem überwacht und steuert alle neu installierten Motörchen. Eine kompakte Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt derweil mehr Strom als für die Haustechnik konsumiert wird. 

Bauherrschaft 
Metiss, St. Gallen

Architektur 
Architekturbüro Mettler, Zürich (Entwurf) / Rutz + Bänziger, Speicher AR


HLKS-Engineering 
Beat Kegel Klimasysteme, Zürich


Bauphysik 
Studer + Strauss, St. Gallen


Baubeginn 
März 2019


Fertigstellung 
Oktober 2019

Dieser Artikel stammt aus der Publikation «Schweizer Ingenieurbaukunst 2019-2020»Darin finden sich weitere Informationen zu diesem und anderen spannenden Projekten.

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