En Gue­te!

Publikationsdatum
07-03-2019
Revision
07-03-2019

Der Bund will uns zu einem sorgfältigen Umgang mit Antibiotika sensibilisieren. Angesichts der Verbreitung multiresistenter Bakterien ist das löblich. Dennoch versetzt mich das Plakat in Rage. Es erinnert mich an den Arzt, der uns zu Essigsocken riet, als eines meiner Kinder, damals zweijährig und von einem Herzfehler geschwächt, unter einer schweren bakteriellen Lungenentzündung litt. Das war im Frühling, in einer Zeit, als die Obstbauern ausschwärmten, um ihre Bäume flächendeckend mit Streptomycin zu besprühen; in einem Jahr, in dem – wie jedes Jahr in der Schweiz – über 30 Tonnen Antibiotika an Mast- und Nutztiere verabreicht wurden. Präventiv, wohlverstanden, ohne dass auch nur eine Kuh irgendwelche Anzeichen einer Infektion gezeigt hätte. So wollen es die Bundesparlamentarier – die­selben, die uns per Plakat erziehen – sowie die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger, die sie samt ihrer Agrarpolitik gewählt haben. Aber wer weiss, vielleicht wählen sie nächstes Mal anders? Die Darstellung auf dem Plakat zeigt mit entwaffnender Direktheit, welches Bild die Initianten der Kampagne von ihrem Publikum haben: träge, mit medikamentös behandelten Landwirtschaftsprodukten vollgestopfte Pantoffelhelden. Da vergeht einem der Appetit … nicht nur auf Pillen.
 

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