Vom Heim­platz zum Platz der Küns­te?

Ein Leser antwortet auf den Artikel «Bau­m­in­sel im Pend­ler­ver­kehr». Es geht um die Neugestaltung des Heimplatzes beim Kunsthaus Zürich.

Publikationsdatum
01-10-2019

Ein «Platz der Künste» war gesucht, als die Stadt Zürich im Dezember 2017 auf Verlangen des Gemeinderats einen ­Studienauftrag für die Neugestaltung des Heimplatzes auslobte und sechs Teams zur Teilnahme zuliess. Ein Heimplatz mit einer begrünten Verkehrsinsel ist das Resultat, das Ende Mai 2019 vorgestellt und Ende August in TEC21 publiziert wurde: ein nach wie vor schlecht funktionierender Verkehrsknoten, ergänzt mit Velostreifen und neuen Einschränkungen für den Autoverkehr.

Die Verkehrsinsel wird im Jury­bericht als «Pocket-Stadtraum mit einem hohen Potenzial an Aufenthaltsqualität, dessen gärtnerischer Reichtum auf die durchgrünten Quartiere Hottingen und Fluntern verweise» schöngeredet. Marmor auf den Flächen, die nicht dem Verkehr dienen, soll die fehlende städtebauliche Qualität ersetzen.

Das prägnante Volumen der Kunsthauserweiterung gibt dem Platz eine neue räumliche Dimen­sion. Das Denkmal für Ignaz Heim, den «Förderer des Volksgesangs», den heute niemand mehr kennt, ist fehl am Platz, und auch die ehemalige Tramwartehalle hat als Kiosk ohne Sitzmöglichkeiten ihre Berechtigung an diesem Ort verloren.

Das unbefriedigende Ergebnis des Studienauftrags war ab­sehbar, weil das Programm den ­Pla­nungsspielraum (mit Absicht?) so eng gefasst hat und weil die aus­gewählten Büros ausser einem nicht den Mut und die Kreativität gehabt haben, neue Lösungen für das Verkehrsregime vorzuschlagen. Die Ver­besserungen beschränken sich auf optimierte Fussgängerübergänge und zusätzliche Velostreifen.

Andere Verkehrslösungen sind möglich, wenn die Planung nicht auf den Heimplatz beschränkt wird, sondern die ganze Rämistras­se, die Kantonsschulstrasse und den Hirschengraben in ein neues Verkehrskonzept einbezogen und unkonventionelle Massnahmen ernsthaft diskutiert werden. So kann es gelingen, den Platz von Verkehrsbeziehungen zu entlasten und mit Kunstwerken in den Freiräumen vor den drei grossen Häusern als Platz der Künste zu prägen.

Link: Wettbewerbsbericht zum ­Studienauftrag Heimplatz Zürich

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