Un­ser al­ler CO₂

Publikationsdatum
29-09-2021

«Der Klimawandel ist natürlich – vom Menschen gemacht. Doch einige, selbst Staatspräsidenten, sagen den Satz nur bis zum Gedankenstrich. Andere ahnen die Kata­strophe. Die vor der Menschheit liegende Aufgabe, sie zu vermeiden, ist enorm. Allein China hat ab 2016 innerhalb dreier Jahre so viel Beton verbraucht wie die USA im ge­samten 20. Jahrhundert. Die Chinesen also?

Was nach viel klingt – und auch viel ist – muss dennoch relativiert werden: In den 100 betrachteten Jahren wuchs die Bevölkerung der USA von 100 Millionen auf 280 Millio­nen, hinter dem dreijährigen chinesischen Betonberg allerdings stehen etwa 1.4 Milliarden Menschen. Gesteht man nun jedem einzelnen sein Stückchen Beton zu, verringert sich also das Verhältnis. Und man darf getrost davon ausgehen, dass die europäischen ­Zementhersteller und die Industrie sehr gut mitverdient haben.

Ein moralischer, bis in die Strato­sphäre erhobener Zeigefinger nützt also nichts. Wie will man aufstrebenden Ländern verbieten, was wir seit Hunderten von Jahren vormachen? Als eigentliches Problem bleibt, dass wir Menschen über Jahr­millionen entstandene Kohlenstoffspeicher innerhalb zweier Jahrhunderte anzapfen und in CO2 umwandeln.

Um zu erkennen, dass dies Konsequenzen hat, dafür braucht es keinen Superrechner, da reicht Menschenverstand. Der Mensch schafft sich wieder das Klima, das für Dinosaurier geschaffen war. Willkommen im Jurassic Park! Und jetzt? Atomstrom? Ein paar GAUs haben wir schon erlebt, und die Lagerung der Abfälle ist ungelöst. Heil suchen in neuen Technolo­gien? Die Zahlen der neuartigen CO2-Speicherung machen wenig Hoffnung. Jedes Dorf bräuchte so eine teure Anlage, angetrieben von regenerativer Energie, um auch nur den Ausstoss des Verkehrs zu kompen­sieren.

Es wird wohl auf Verzicht und Reduktion (Konsum, Fleisch, Weltbevölkerung etc.; alles etwas kleiner und weniger) ­hinauslaufen müssen. Und auf die Nutzung aller sinnvollen, erneuerbaren Energiequellen, die wir haben.»

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