SIA: Schwei­zer Bau­wirt­schaft spürt Ge­gen­wind

Konjunkturbericht für die Planungsbranche 4/2014

Für die nächsten Monate erwarten Architekten und Ingenieure keine wesentlichen Änderungen der Nachfrage. Im Bausektor ist dagegen eine deutliche Abflachung spürbar. Für 2015 müssen auch die Planer mit einer abgeschwächten Wirtschaftsdynamik rechnen.­

Publikationsdatum
04-12-2014
Revision
05-11-2015

Noch steht der Schweizerische Bau- und Projektierungssektor wirtschaftlich auf festem Boden. Jedoch dürfte der Wachstumsbeitrag der Bauwirtschaft im nächsten Jahr erstmals seit Langem in den negativen Bereich rutschen bzw. negativ ausfallen. Laut der Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) hat sich die Geschäftslage der Schweizer Unternehmen im Oktober generell merklich abgekühlt, wie die Antworten von mehr als 5900 Unternehmen aus Industrie, Baugewerbe und den wichtigsten Dienstleistungsbereichen zeigen.

Mit Blick auf die ersten Monate des kommenden Jahres sind die Unternehmen den­noch leicht zuversichtlich. Die Herbstprognose des KOF stand denn auch unter dem Titel «Warten auf den Aufschwung». Noch zeigt sich die Entwicklung der Weltwirtschaft verhalten; auch die Binnenwirtschaft liefert nicht mehr die Impulse der Vorjahre. Dazu gehört namentlich die Bauwirtschaft. Einer kürzlich veröffentlichten Untersuchung des SECO zufolge haben sich die Konsumindikatoren im Oktober teilweise deutlich verschlechtert.

Baugesuche und Bau­bewilligungen rückläufig

Eine schwächere Nachfrage zeigt sich weiterhin insbesondere im Wohnungsbau: So sind die geplanten Bausummen im Wohnungsbau bereits seit 2012 rückläufig, also noch vor der in diesem Zusammenhang viel zitierten und für den Rückgang mitverantwortlich gemachten Annahme der Masseneinwanderungsinitiative. Viel mehr ins Gewicht fällt aber wohl der Umstand, dass in den letzten Jahren aufgrund der Baueuphorie in ge­wissen Regionen ein Überangebot entstanden ist. Dass mehr Wohnungen als früher leer stehen, ist zwischenzeitlich auch statistisch belegt.

Ebenso zeigen Erhebungen des Bundesamts für Statistik (BfS), dass die Einwanderung von Personen aus dem Ausland mit hoher Zahlungs­bereitschaft für Kauf oder Miete von Wohnungen schon seit Jahren rückläufig ist. Gemäss Baublatt sind im 3. Quartal 2014 die Baugesuche gegenüber dem Vorjahr um 7.4% und die Baubewilligungen um fast 17% gesunken. Bei den Baubewilligungen sind die Zahlen sogar unter das Niveau des Jahres 2003 gefallen (damals befand sich die Schweiz in einer kurzen Rezession). 

Verschlechterung auf hohem Niveau 

In der aktuellen KOF-Quartalsumfrage bei Architekten und Ingenieuren wird dieser Rückgang spürbar: Bis Mitte 2014 gingen noch deutlich mehr Büros von einer Steigerung der Nachfrage und der Leistungs­erbringung aus und zeigten sich zuversichtlich, ihren Personalbestand aufstocken zu können. Nun halten sich positive wie negative Stimmen in Bezug auf die personelle Expansion die Waage. Die Auftragsbücher sind weiterhin sehr gut gefüllt, innerhalb eines Jahres ist indes die Reichweite des Auftragsbestands im Projektierungssektor um einen Monat auf elf Monate zurückgegangen. Insgesamt haben sich die Bedingungen auf – nota­bene hohem Niveau – leicht verschlechtert. Dies wirkt sich aber noch nicht negativ auf den Geschäftsgang oder auf den Personalbestand aus. 

Solider Auftragsbestand 

Die Beobachtungen in Bezug auf Nachfrage, Leistungserbringung und Mitarbeiterbestand hat sich in den letzten drei Monaten kaum verändert, auch für die kommenden drei Monate ist nicht mit spürbaren Änderungen zu rechnen. Die Reichweite des Auftragsbestands bei den Architekturbüros beträgt unverändert zwölf Monate. Bei den Ingenieu­ren dürfte der Personalbestand für die meisten Büros in den kommenden drei Monaten stabil bleiben. Ingenieure schätzen die Geschäftslage als immer noch sehr gut ein, die Aufträge reichen noch für über zehn Monate. Allerdings lag der saisonbereinigte Arbeitsvorrat vor gut einem Jahr noch bei 13 Monaten.

Rückgang der Honorare

Zum wiederholten Mal berichten Projektierungsbüros von einem Rückgang der Honorare. Mehr als 20% der Ingenieurbüros melden ­sinkende Honorare, und auch im Architektursektor ist von leichten Honorareinbussen die Rede. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist das nicht leicht nachvollziehbar, da die Planungsbüros aufgrund der grossen, teilweise überhitzten Nachfrage seitens privater Bauherrschaften eine gewisse Verhandlungsmacht ausspielen könnten. Dieser potenzielle Vorteil wird aber offenbar durch die niedrigen Eintrittsbar­rie­ren in den Architektursektor und durch Büros zunichte gemacht, die bereit sind, sehr weitgehende Honorarkompromisse einzugehen. Die Erhebungen signalisieren, dass die Baubranche im kommenden Jahr an Schwung verlieren wird, ein Trend, der recht bald auch die Planungs­büros erreichen wird. Bereits jetzt macht sich beim Thema Personalausbau eine abwartende Haltung bemerkbar. Ausserdem haben bei dieser Umfrage wohl auch die Abstimmungen über die Ecopop- und die Goldinitiative ihre Schatten vor­ausgeworfen. 

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