La­vey-les-Bains: Geo­ther­mie­pro­jekt ge­stoppt

Das hydrothermale Geothermieprojekt in Lavey-Morcles im Kanton Waadt wird ausgesetzt, wie das Unternehmen Alpine Geothermal Power Production (AGEPP) am 26. September bekannt gab. Obwohl die am Grund des Bohrlochs gemessenen Temperaturen deutlich über den erhofften Werten liegen, fördert das Bohrloch nicht genügend heisses Wasser, um Strom zu produzieren.

Publikationsdatum
28-09-2022

Das hydrothermale Geothermieprojekt in Lavey-Morcles zielte darauf ab, das natürlich vorkommende geothermale Wasser im Aquifer-Reservoir, das sich in kristallinem Spaltgestein (Gneis) des Aiguilles-Rouges-Massivs befindet, durch Pumpen zu nutzen, um Wasser mit einer Temperatur von 110°C zu gewinnen. Die erhoffte Durchflussmenge von 40 l/s sollte ausreichen, um sowohl Strom (4.2 GWh/Jahr, was dem Verbrauch von 900 Haushalten entspricht) als auch Wärme (15.5 GWh/Jahr) für die Thermalbäder von Lavey zu erzeugen. Die Existenz einer bedeutenden geothermischen Ressource in der Region ist seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Die Entwicklung der Thermalquellen in  Lavey ist auf die Nutzung dieser heissesten Quellen in der Schweiz zurückzuführen.

Die besonders hohen Temperaturen, die gemessen wurden, bestätigen das Vorhandensein tiefer hydrothermaler Strömungen. Die während der Bohrungen gewonnenen Daten verbessern das Wissen über die Beschaffenheit des Untergrunds in alpinen Gebieten – eine wertvolle Erkenntnis für zukünftige ähnliche Projekte.

Zu geringer Wasserdurchfluss

Die Bohrarbeiten begannen im Januar 2022 und wurden am 17. September 2022 abgeschlossen. Sie wurden in mehreren Etappen durchgeführt, wobei zunächst vertikal und dann schräg gebohrt wurde (abgelenktes Bohren). Das entstandene und nun verschlossene Bohrloch erstreckt sich über eine Gesamtlänge von 3220 m und erreicht eine Tiefe von 2956 m. Das gemeinsam vom Schweizerischen Erdbebendienst und den Seismologen des Projekts eingerichtete Seismizitäts-Monitoring-Netzwerk hat in der näheren Umgebung des Bohrlochs keine Mikrobeben registriert, die durch die Arbeiten ausgelöst worden wären. Das Projekt wollte die natürlichen Spalten des Gesteinsmassivs nutzen, also ohne Stimulation durch hydraulisches Fracking. Das auf 40 Millionen Franken budgetierte Projekt wird nun auf Eis gelegt.