Glos­sar zur Flä­chen­ef­fi­zi­enz

Wohnungsgrösse

Der Trend zu grösseren Wohnungen stockt. Stieg die Durchschnittsfläche einer Dreizimmerwohnung in den letzten 30 Jahren von knapp 80 m² auf 95 m², halten sich neue Vierzimmermiet­woh­nungen in städtischen Lagen nun an die 100-m²-Marke. Aktuelle Wohnbauwettbewerbe zeichnen sich zudem durch im Vergleich zu früher höhere Anteile an Kleinwohnungen aus.

 

Wohnflächenkonsum

Der Wohnflächenanspruch steigt in der Schweiz überproportional zum Bevölkerungswachstum. 1980 lag der durchschnittliche Pro-Kopf-Konsum bei 34 m², 2000 übertraf er 40 m² und erreicht nun etwa 60 m². Gemäss inländischer Wohnstatistik (Stand 2017) beanspruchen Einpersonenhaushalte durchschnittlich 80 m2; Mehrpersonenhaushalte breiten sich auf knapp 40 m2 pro Person aus. In städtischen Gebieten verlangsamt sich das Wachstum der spezifischen Wohnfläche neuerdings.1

 

Tiny House und Kleinwohnformen

«Tiny House» ist keine geschützte Marke, sondern der Claim einer amerikanischen Downsizing-Bewegung aus den 2000er-Jahren. Derart reduzierte Wohn­modelle begnügen sich mit Flächen zwischen 10 und 50 m², wobei es sich meistens um mobile Einrichtungen als Hauptwohnsitz handelt. In der Schweiz wird die Kleinwohnform von einem eigenen Verein gefördert, der eine Wohnfläche von höchstens 40 m² postuliert.2

 

Minimale Raumgrösse

Das Wohnungsbewertungssystem WBS des Bundes bestimmt minimale Raum-, Zimmer- und Wohnungsgrössen.3 Die Standards sind unter anderem bei staatlich geförderten Projekten zu berücksichtigen. Ein gemeinsam nutzbarer Raum ist mindestens 12 m² gross; ein Doppelschlafzimmer ebenso. Für ein einzelnes Schlafzimmer genügen dagegen 8 m². Eine Dreizimmerwohnung ist mindestens 60 m² gross, eine Vierzimmerwohnung mindestens 70 m².4

 

Nachhaltigkeit und Suffizienz

Der individuelle Wohnflächenbedarf ist für den ökologischen Fussabdruck von Gebäuden fast ebenso wichtig wie die spezifischen Energiekennwerte. Mit hoher Flächeneffizienz lässt sich der Energie- und Materialkonsum im Bau und Betrieb eines Gebäudes minimieren. Die Stadt Zürich hat dazu berechnet:Eine Reduktion der Standardpersonenfläche (= 60 m² Energiebezugsfläche) um einen Drittel senkt den Bedarf an Primärenergie und den Ausstoss von Treibhaus­gasen gesamthaft um rund 15 %.5

 

Gebäude- und Energiestandards

Flächeneffizienz und Nutzungsdichte sind wichtige Messkriterien für den Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz SNBS und für ein 2000-Watt-Areal-­Zertifikat. Die beste Benotung in der SNBS-Prüfung bei Wohnbauten wird mit einer maximalen Energiebezugs­fläche (EBF) von 48 m2 erreicht. Die Abstufung wird je nach angestrebtem Preissegment vorgenommen.6 Und der SIA-Effizienzpfad Energie, der der Bilanzierung von 2000-Watt-Arealen7 dient, geht von einer Wohnfläche von 45 m2 (bzw. 60 m2 EBF) aus.

 

Quellen und weiterführende Lektüre

1 Wohnflächenkonsum und Wohn­flächenbedarf, Hochschule Luzern, Bundesamt für Wohnungswesen BWO 2016.
2 www.kleinwohnformen.ch
3 Wohnbauten planen, beurteilen und vergleichen, Wohnungs-Bewertungs-System WBS, BWO 2000.
4 «Günstiger» Mietwohnungsbau ist möglich, BWO, Halter Unternehmungen, Pensimo Management 2012.
5 Grundlagen zu einem Suffizienzpfad Energie, Architekturbüro H. R. Preisig Katrin Pfäffli; Stadt Zürich 2012.
6 www.snbs.ch
7 www.2000watt.swiss