Zu­rück zum Fluss

Foce del Cassarate, Lugano (TI)

Kurzfassung des Artikels von Graziella Zannone Milan für die Publikation «Baukultur: Qualität und Kritik».

 

Publikationsdatum
23-02-2022

Der Fluss Cassarate ist seit jeher Teil der Stadtentwicklung von Lugano. Nach einem Hochwasserereignis im Jahr 1896 wurden die Ufer 1905 verbaut. Im Jahr 2004 wollte die Stadt eine zusätzliche Verbindung zwischen den beiden Flussufern schaffen und die Uferabschnitte zwischen der Brücke Viale Cattaneo und dem See renaturieren und aufwerten. Um dafür eine landschaftsarchitektonisch überzeugende Lösung zu finden, lobte sie einen Wettbewerb aus.

Der Vorschlag des interdisziplinären Siegerteams, bestehend aus der Landschaftsarchitektin Sophie Agata Ambroise, dem Ingenieurbüro Passera e Associati, dem Biologen Luca Paltrinieri und dem Geo­logen Urs Lüchinger, definiert den öffent­lichen Raum im Flussdelta als «neues ­Zentrum» der Stadt. Die Grundidee des Projekts ist, die Stadt nicht vor dem Wasser abzuschotten, um sie vor Hochwasser zu schützen, sondern sie zum Fluss hin zu ­öffnen. Möglich wird das durch zwei ­ begeh­bare Uferbereiche, die Überschwemmungen standhalten und gleichzeitig den Menschen den Zugang zum Fluss ­ermöglichen. Das rechte Ufer bildet die Verlängerung eines historischen Parks aus dem 19. Jahrhundert mit einem Holzsteg, der knapp über dem renaturierten, sich ständig wandelnden Ufer am Wasser entlang führt.

Im Video erklärt Gra­zi­el­la Zan­no­ne Mi­lan, weshalb das Projekt in ihren Augen für hohe Baukultur steht.

Das linke, stärker bebaute Ufer wurde neu gestaltet und mit treppenartig angeordneten Gneisblöcken verstärkt. ­Diese Steinstufen dienen einerseits der Verbesserung des Hochwasserschutzes und andererseits als Sitzgelegenheit am Wasser. Eine Fussgängerbrücke aus Cortenstahl, die sich bei Hochwasser hydraulisch anheben lässt, verbindet die beiden Flussseiten. Nach dem Prinzip des «No-Designs» zielt das Projekt darauf ab, einladende Räume zu schaffen, in denen sich die Menschen wohl fühlen. Es hat die Mündung des Cassarate wieder zugänglich und den wertvollen ­öffentlichen Raum am Fluss nutzbar gemacht, und die Stadt und ihre Bewohner sind um eine «neue» Landschaft zwischen Park, Fluss und See reicher geworden.

Dieser Artikel ist erschienen im Sonderheft «Baukultur: Qualität und Kritik». Bestellen Sie jetzt!

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