Auf den Punkt ge­bracht

Publikationsdatum
25-02-2022

Die Solarfassaden des AUE-Ersatzneubaus sind eine Eigenkreation, die zeigen, wie viel Einfluss die Architektur auf den Gestaltungsprozess nehmen kann. Anstatt mit Standardprodukten zu arbeiten, entwickelten die Architekten in Absprache mit der Bauherrschaft daraus ein eigentliches Designlabor. Über 60 Versionen wurden gezeichnet und mehrere davon auch bemustert. Es begann beim Abdeckglas: Gehärtetes Schmelzglas, das sonst für Duschtrennwände verwendet wird, erhielt den Vorzug vor sandgestrahltem oder eingefärbtem Flachglas. Sein Kachelprofil entstand aus einer Analogie zum Glasbaustein, der auch im Gebäudeinnern verbaut ist. Um das monotone Schwarz der PV-Module zu durchbrechen, wurde die Silizium­oberfläche mit goldgelben Punkten aus Titannitrid beschichtet. Ein Design-Algorithmus ordnete jeden davon so an, dass ein bestmöglicher Kompromiss aus variabler Gestaltung und geringer Leistungseinbusse zustande kam. Abhängig von der geografischen Ausrichtung und der Blickdistanz zur Passanten­lage ­decken die Farbpunkte zwischen 5 und 11 % der Modulflächen ab.

Den Hauptanteil am Stromertrag liefert die Ostfassade, die die städtebaulich dominante Strassenfront ist. Noch auffälliger ist die fast fensterlose Nordwand, die rund 10 % des Gesamtertrags erzeugt. Dass sich die Energieproduk­tion auch hier lohnen wird, beweist die prognostizierte Amortisationsdauer: Nach vier Jahren hat sie mindestens so viel elektrische Energie erzeugt, wie für ihre Herstellung an grauer Energie beansprucht worden ist.

Hitzige Debatten über den Kredit

Zweimal lieferte der Ersatzneubau ­Diskussionsstoff. Der Budgetkredit von 16 Mio. Franken musste in einer Volksabstimmung bestätigt werden, weil das Gebäude mit der Goldfassade von einer politischen Minderheit als Luxus angeprangert wurde. Die Bevölkerung hiess den «Leuchtturm» jedoch gut. Als die Regierung danach das Budget aufstockte, unter anderem für leistungsfähigere PV-Module, archäologische Grabungen und weitere Projektanpassungen, liess sich das Parlament trotz erneutem Gemurre darauf ein.

Der politische Goodwill zahlt sich nun aus: Waren zum Zeitpunkt des Wettbewerbs polykristalline Solarzellen mit einer Leistung von 3.5 Wp verfügbar, konnten die Architekten vom tech­nischen Fortschritt profitieren: Die eingebauten monokristallinen PV-Zellen (5.3 Wp) liefern 33 % mehr Energie. Mit dem Austausch ging zwar der Goldglanz verloren; doch eine Evaluation der Gestaltungsvarianten durch die Basler Stadtbildkommission stellte sicher, dass der Bezug zur städtischen Umgebung gewahrt bleibt.