Die Rei­se der Stei­ne

Publikationsdatum
19-10-2021

Aha, alles eine Frage der Perspektive. Das Schild bezieht sich wohl nicht auf Aale. Das hätten auch Super-Steigaale sein müssen: Die Wiese befindet sich nämlich 850 Höhenmeter über dem Ticino, oberhalb des Stausees Ritom – ein Reiseziel für Aale also.

Dafür ist das Gebiet ein Ausgangspunkt einer anderen speziellen Reise: Steine gelangen von dort sogar über die Wasserscheide in den Alpnachersee. Und dies hat nichts mit Kontinentalfaltung, geologischen Störzonen wie der Piora–Mulde (vgl. TEC21 21-22/2020 «Des Gotthards Antrieb: Kraftwerk Ritom») oder langsamen erdzeitgeschichtlichen Vorgängen zu tun.

Das geht ganz schnell, dank SBB und Schiff (vgl. TEC21 16/2021 «Fluss im Fels, Steine im See»), über die alte Gotthard-Bergstrecke. Witzigerweise wird bei manchen Tunneln extra ein Scheitelpunkt eingebaut, um für das anfallende quirlige Bergwasser auch dort die Wasserscheide zu haben (vgl. TEC21 20/2018 «Bau­werk Eu­ro­pas: der Brenner-Ba­sis­tun­nel»).

Für behäbige Steine gilt diese Grenze jedoch nicht. So könnte ein Tessiner Stein über Reuss und Rhein in die Nordsee gelangen. In die Saragossasee, die Geburtsstätte der Aale, schafft er es kaum, eher noch in die Ostsee. Fische, Steine, Gerinne, Wetterlagen, Stollen – das erinnert doch irgendwie an Wasserbau. Und ist es ja auch.

Verwandte Beiträge