Sa­ge mir, Mu­se, Kul­tu­ren des Bau­ens …

Kolumne

Publikationsdatum
10-12-2015
Revision
10-12-2015

Im Sommer fragte mich ein Kollege, ob ich im Januar an ­einem Poetry Slam des SIA teilnehmen wolle. Zum Thema Baukultur, an der Swissbau. Die Kombination fand ich ganz lustig und sagte zu; ausserdem ging es bis Januar ja noch sehr, sehr lang. Aber jetzt … Jetzt ist Dezember, und ich … Welcher Teufel hat mich bloss geritten? Ich bin von Amts wegen nicht auf den Mund gefallen, aber Dichtung? Dazu noch öffentlich rezitiert wie in Homers goldenen Zeiten?

Homer war allerdings nicht allein. Seine Storys gab ihm eine Muse ein, die er sogar als Co-Autorin erwähnt, obwohl es mit der Gleichstellung damals noch nicht so weit her war. Also beschloss auch ich, eine Muse beizuziehen. Die Schutzgöttinnen der Künste gelten in der Beraterbranche als kompetent und zuverlässig, und sie versprachen, mir umgehend jemanden zu schicken.

Doch meine Muse ist nie angekommen. Sie wird vermisst. Steht sie auf einem Autobahnzubringer im Stau? Ist sie in einer Gated Community in die Falle geraten? Haben die gesichtslosen Fassaden unseres Quartiers sie abgeschreckt? Sucht sie den Ausweg aus einer Gewerbezone? Ist sie in der mittelländischen Agglo verschollen?

Niemand weiss, wo sie steckt, und ich … ich weiss immer noch nicht, was ich im Januar zum Thema Baukultur sagen soll.

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