Ca­la­tra­va im Li­cht Nea­pels

Die Suche nach dem Gleichgewicht zwischen Volumen und Licht – das treibe Santiago Calatrava um, sagt Silvain Bellenger, Direktor des Museums Capodimonte hoch über der Stadt Neapel. Der Architekt, Ingenieur und Künstler ist dort mit einer umfangreichen Ausstellung zu seinem Werk zu Gast.

Data di pubblicazione
15-10-2020

In der Schweiz kennt man von den Projekten Calatravas vor allem den 1990 fertiggestellten Neubau des Bahnhofs Stadelhofen, eine skulpturale Architektur, weitgehend unterirdisch angelegt und 2020 von der Stadt Zürich als schützenswerte Baute eingestuft. Dabei hat der Architekt hierzulande recht viel und Unterschiedliches gebaut. So eine Schule im aargauischen Wohlen, ein Kleintheater in Basel, das markante Vordach mit Querhalle im Bahnhof Luzern und auch weitere Bauwerke in St. Gallen. International bekannt sind seine Bauten in Venedig, Sevilla, Valencia und New York.

Was nun in Neapel im zweiten Stockwerk des Museums Capodimonte, der früheren Sommerresidenz der Bourbonen im Königreich beider Sizilien und im benachbarten Cellaio-Gebäude im Park zu sehen ist, entspricht einem Überblick über jene Werke Calatravas, die er selber für sich als wesentlich betrachtet. Im Cellaio sind es rund 50 Keramiken, im Hauptgebäude Architekturmodelle, Fotografien, Zeichnungen, Material- und Farbstudien sowie Skulpturen.

Bemerkenswert sind dabei die immer neu variierten geschwungenen und rhythmisierten Formen, gebogen und mit strahlenförmigen Rippen, wie aus der Natur geboren und doch kunstvoll erfunden und zuweilen mit erahnbarem Bezug auf Bauformen der Gotik erdacht.

Calatrava macht sich die Möglichkeiten moderner Materialien zu Nutze – Eisenbeton, Stahl, Kunststoffe und Leimholz. Seine doppelte Ausbildung – Architekt und Ingenieur – kommt ihm dabei merklich zugute. Er kokettiert aber auch mit dem Handwerk und zeichnet und malt auf handgeschöpftem Papier wie ein Altmeister, der in unsere Zeit gerutscht ist. Einzig die Motive haben sich geändert und atmen den Geist der Jetztzeit.

Infos: www.museocapodimonte.beniculturali.it

 

Die von Silvain Bellenger und Robertina Calatrava in Zusammenarbeit mit dem Studio Calatrava kuratierte Ausstellung ist jeweils von 9.30 bis 17.00 Uhr zugänglich, mittwochs geschlossen.

 

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