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Kolumne
Baumessen dienen in erster Linie als Schaufenster der Bauindustrie und nicht als Wissensforum für die Planer am Bau: Grelle Messestände, Muster hinter Plexiglas, Prospekte und Gummibärli à gogo hinterlassen nur wenige nachhaltige Eindrücke.
Ein aufmerksamer Spaziergang durch die Gassen ist unter Umständen schwierig, doch nicht minder aufschlussreich: Beim Betrachten des Messestands eines Holzdeckenherstellers kam ich erstmals auf die Idee, dass die beachtliche Länge
der Fertigteile nicht nur für die mässigen Spannweiten des Wohnungsbaus geeignet wären.
Die geringe Durchbiegung und Schlankheit der auskragenden Decke haben mein Vorurteil gegenüber dem weichen Material Holz revidiert. Die Y-Stützen im Hintergrund, die allein die Decke einspannen, erscheinen filigran und sagen mehr über die Leichtigkeit der Holzdecke aus als ihre Rohdichte in kg/m3.
Erstaunlicherweise aber hat dieser prominente Vertreter der Holzbauindustrie Stahlstützen bevorzugt – offenbar sind sie ab einer gewissen Beanspruchung dann doch leistungsfähiger. Vermutlich hätten massive Holzstützen das Schaustück optisch zu sehr geerdet.
Die spannende Erkenntnis: Produkthersteller sollten die Grenzen ihrer Materialien öfter ausloten, statt diese einfach nur zur Schau zu stellen.