Ta­ges­licht-Award 2012

Verleihung anlässlich der Swissbau 2012

Die Velux Stiftung verleiht den Tageslicht-Award 2012 an die Zürcher Architekten Annette Gigon und Mike Guyer für ihr Kirchner Museum in Davos.

Date de publication
20-01-2012
Revision
25-08-2015
Alexander Felix
Dipl.-Ing. Arch. TUM; Mitglied des Stiftungsrats Architektur Dialoge, Basel

Die Velux Stiftung hat in Zusammenarbeit mit dem Departement Architektur der ETH Zürich dieses Jahr zum dritten Mal den Tageslicht-Award vergeben. Die Preisverleihung fand am 18. Januar 2012 anlässlich der Swissbau in Basel statt.
Dieser höchstdotierte Schweizer Architekturpreis zeichnet mit einer Preissumme von insgesamt 120'000 Fr. Bauwerke aus, bei denen natürliches Licht gezielt als architektonisches Gestaltungsmittel genutzt und vorbildlich zur Steigerung der Lebensqualität und Verbesserung der Energieeffizienz eingesetzt wird. Zugleich will die Velux Stiftung mit dem Tageslicht-Award die Aufmerksamkeit für das Potenzial des Tageslichts beim Bauen stärken.
Zunächst haben Fachleute aus der Schweizer Architekturszene 67 Objekte nominiert, von denen anschliessend die Vorgeschlagenen 38 Gebäude für den Wettbewerb einreichten. Unter dem Vorsitz von Andrea Deplazes (Architekt / Professor ETHZ), wählte die Jury aus Colin Fournier, (Architekt / emeritierter Professor, Bartlett School of Architecture, London), Jean-Louis Scartezzini (Solar Energy and Building Physics Laboratory, EPFL), Anna Wirz-Justice (Centre for Chronobiology, Universität Basel), Urs Wolf (Architekt, Zürich), Kurt Stutz (Stiftungsratspräsident, Velux Stiftung) und Lene Kann-Rasmussen, (Stiftungsrätin, Velux Stiftung) fünf Finalisten aus. Nach einer Besichtigungstour und in intensiven Diskussionen ermittelte sie schliesslich den Gewinner.
Die Zürcher Architekten Annette Gigon und Mike Guyer bekamen für ihr zwanzig Jahre altes Frühwerk – das Kirchner-Museum in Davos – den mit 100'000 Fr. dotierten Hauptpreis. Der mit 20'000 Fr. dotierte Ehrenpreis der Jury ging an den Zürcher Architekten Peter Märkli für das ebenfalls 1992 fertiggestellte Museum La Congiunta in Giornico.

Kirchner-Museum: Vorbild für spätere Museumsbauten

Das Davoser Kirchner-Museum von Gigon/Guyer ist laut Jury dem Tageslicht gewidmet: In vier Tageslichtsälen sind die Grafiken und Gemälde Kirchners ausgestellt. Wegen der grossen winterlichen Schneemengen kam eine herkömmliche Glasdachkonstruktion nicht infrage. Das Tageslicht gelangt durch senkrechte Glasflächen in einen Lichtraum und verteilt sich über eine transluzente Glasdecke gleichmässig in den Ausstellungsraum. Durch einfache Manipulation kann der Tageslichtstrom auf die Kunstwerke auf ein verträgliches Mass reduziert werden. Diese innovative Lösung prägt den architektonischen Ausdruck des Baus, lässt die Werke optimal zur Geltung kommen und hatte Vorbildcharakter für spätere Museumsbauten.
Mit einem Ehrenpreis würdigt die Jury das einfache, kleine Museum La Congiunta in Giornico des Zürcher Architekten Peter Märkli. Auf dem langgestreckten rohen Sichtbetonriegel sitzt ein einfacher Lichtgaden mit transluzenten Seitenscheiben, die das Tageslicht in den Innenraum lassen und so für eine schattenfreie Ausleuchtung der Reliefs und Halbfiguren des Künstlers Hans Josephsohn sorgen.
Damit hat sich die Jury für die beiden ältesten der fünf Projekte in der Endrunde entschieden: Weder das Schulhaus Leutschenbach von Christian Kerez noch das Bildungszentrum des Schweizerischen Baumeisterverbands in Gordola von Durisch + Nolli Architetti oder das Ferienhaus auf der Rigi Scheidegg von Andreas Fuhrimann, Gabrielle Hächler Architekten konnte sie überzeugen. Die Jury hat sich damit für unzweifelhaft hervorragende Gebäude entschieden. Dennoch drängt sich die Frage auf, warum zwei so alte Projekte ausgezeichnet wurden. Im Falle des Kirchner-Museums mag der Preis dazu beitragen, das Bewusstsein vor Ort für den kulturellen Wert des Baus zu stärken, um eine drohende Bebauung des zum Museum gehörenden Parks zu verhindern. Aber wurde in den letzten Jahren nichts gebaut, das mit Tageslicht auszeichnungsfähig umgeht? Oder haben sich die Architekten zu sehr um die technischen und die ökonomischen Aspekte der Tageslichtnutzung gekümmert und die emotionale Komponente vernachlässigt, die bei der Entscheidung für den Tageslicht-Award 2012 offensichtlich eine wichtige Rolle spielte? Aber vielleicht dauert es ja weniger als 7300 Tage, bis eines der diesmal nicht ausgezeichneten Projekte einen Tageslicht-Award bekommt.
Unsere Kollegen von der Zeitschrift Hochparterre haben dem Tageslicht-Award 2012 ein Sonderheft gewidmet.

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