Eine glü­ck­liche Liai­son

Norman Foster Solar Award 2014

Ästhetische Ansprüche und erneuerbare Energien geschickt zu verbinden ist die zentrale Herausforderung beim Bauen für die Energiewende. Die Gewinner des Norman Foster Solar Award zeigen, wie es gelingen kann.

Date de publication
08-10-2014
Revision
01-09-2015

Lord Norman Foster hat über Solararchitektur gesagt: «This is not about fashion, this is about survival.» Das heisst aber nicht, dass visuelle Ansprüche in der solaren Planung keinen Platz haben. Den Norman Foster Solar Award erhalten gerade solche Projekte, die Energieerzeugung und Ästhetik gekonnt miteinander vereinen. Seit 2010 wird der Award in der Schweiz jedes Jahr an heraus­ragende Plusenergiebauten (PEB) vergeben. Ziel des Preises ist es, PEB als Stand der Technik in der Grundausbildung von Architekten, Ingenieuren und anderen Baufach­leuten zu verankern. Dies soll in weiterer Folge den AKW-Ausstieg erleichtern und die jährlichen Ener­gie­importe im Umfang von 10 Mrd. Franken senken. Die Verleihung der beiden Norman ­Foster Solar Awards und des Award-Diploms fand dieses Jahr am 3. Oktober in der Messe ­Luzern statt. Die Preisträger: ein Einfamilienhaus, ein Mehrfamilienhaus und ein Dienstleistungsbau. 

Ferienhaus liefert Strom 

Das Ferienhaus der Familie Kolb in Amden wurde 2013 im Minergie-P-­Standard errichtet. Mit 36 bis 40cm Wärmedämmung lassen sich U-Werte von 0.12 und 0.10 W/m2K erreichen. Als weitere Energieeffi­zienzmassnahmen kamen LED-Lampen und A+++-Haushaltsgeräte zum Einsatz. Überstände von Dach und Terrasse beschatten die darunter liegenden Innenräume und halten so den Kühl­energiebedarf gering. Der berechnete Energiebedarf beträgt für das ganze Jahr 11.921 kWh. Allerdings ist das Haus nur zeit­weise bewohnt, so hat Familie Kolb im Zeitraum von Juni 2013 bis Juni 2014 lediglich 3400 kWh verbraucht. 

Produziert wird ­erneuerbare Energie am Pultdach und teilweise an der Fassade. Die dachintegrierte monokristalline PV-Anlage hat eine Leistung von 16 kWp. Pro Jahr sollte die Anlage 17.400 kWh elektrische Energie liefern. In die Südfassade des Holzbaus sind zwei 2.5m2 grosse Solarthermiepaneele integriert. Sie liefern voraussichtlich 2250 kWh/a thermische Energie. Die Eigenenergieversorgung aus beiden Anlagen beträgt 165 %. Der tatsächliche Energieüberschuss beträgt wegen der Leerstandsperioden aber nicht 65%, sondern 480%. Dieses Beispiel demonstriert das Potenzial von Ferien­häusern als dezentrale Energieerzeuger. Der Jury haben besonders die Schlichtheit des Entwurfs von Architekt Beat Kämpfen und die Detailausführung bei der Einbindung der Solarelemente in die Gebäudehülle gefallen. 

Strom gegen Wärme 

Das 1983 errichtete Verwaltungsgebäude der Flumroc AG wurde 2013 von Viridén + Partner energetisch saniert. Wegen der kompakten Form des viergeschossigen Bürokomplexes gibt es im Verhältnis zur Nutzfläche nicht viele Flächen zur Energieerzeugung. Deshalb war die Bedarfsminimierung ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zum Plusenergiegebäude. Obwohl sich im Gebäude zwei massive Energieverbraucher – eine Kantine und ein Serverraum – befinden, war es möglich, durch Wärmedämmung den Energiebedarf um mehr als zwei Drittel zu senken. Bei der Befestigung der vorgehängten Photovoltaikmodule achtete man darauf, Wärmebrücken zu vermeiden, die in hochgedämmten Gebäuden bis zu 40% der Verluste ausmachen können. 

Die PV-Paneele wurden auf Ost-, Süd- und Westseite als Fassadenelemente eingesetzt, sie wechseln sich mit den nach oben heller werdenden Fensterbändern ab. Zusätzlich zu den 57 kWp an der ­Fassade sind auf dem Dach 71 kWp Photovoltaik installiert. Die Anlagen liefern 114.000 kWh/a. 

Der sommerliche Überschuss der PV-Anlagen wird auf kürzestem Weg und mit minimalen Verlusten an die nebenstehende ­Fabrik weitergeleitet, die die elek­trische Energie für ihre Steuerung und Überwachung benötigt. Die ­Fabrik wiederum leitet Prozess­abwärme an die Verwaltung, wo sie als Heiz­energie wertvoll ist. Das Projekt zeigt damit nicht nur das Energieeffi­zienzpotenzial von In­stand­setzungen, sondern auch die Möglichkeiten von Gebäudegruppen als Energiecluster, die sich eigenständig dezentral versorgen.

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