Schön und neuer­dings be­we­glich: PV am Gebäude

Der diesjährige nationale Energiepreis Watt d’Or geht an ein etabliertes sowie an ein junges Solarunternehmen. Die Auszeichnung zeigt, dass der Markterfolg mitunter Geduld braucht.

Date de publication
28-02-2023

An der Sonne führt kein Weg vorbei: Vier von sechs Gewinnern des nationalen Energiepreises «Watt d’Or» nutzen solare Strahlung für den Gewinn von klimafreundlicher Energie. Zwei Sieger beschäftigen sich im Kern sogar mit der Solararchitektur. In der Kategorie «Erneuerbare Energie» gewann die Firma 3S Swiss Solar Solutions, die selbst Solarmodule für Hausdächer und Gebäudefassaden in Gwatt bei Thun herstellt. In der Kategorie «Gebäude und Raum» kürte die Fachjury ein Spin-off der ETH Zürich, das eine bewegliche Solarfassade zur Marktreife entwickeln will. Der «Watt d’Or» ist eine Auszeichnung, die das Bundesamt für Energie jährlich vergibt – vor allem zum Zweck die Bekanntheitsförderung.

20 Jahre Swiss made

Der Preisträger 3S wird für sein Bemühen gelobt, die Solarästhetik in die Zukunft zu führen. Was im Berner Oberland über das Lieferband rollt, erlaubt Investoren und Architekten nämlich, ein Gebäude – an Dach oder Fassade – gestalterisch vielfältig zu umhüllen. Die Produkte und deren Herstellung sind unabhängig voneinander Sonderleistungen: Die 3S-PV-Module sind trotz konventionellem Aufbau äusserst dünn und lassen sich in unterschiedlichen Formaten und Farben am Gebäude integrieren. Dazu gehört, dass die Paneele nicht nur Energie erzeugen, sondern auch die funktionalen Anforderungen an Brandschutz, Witterungsbeständigkeit oder Robustheit erfüllen.

Die Technologie und das Knowhow stammen vornehmlich aus der Schweiz. Swiss Solar Solutions ist Abkömmling eines Firmenkonglomerats im PV-Bereich, das Ende letztes Jahrhundert im Umfeld der Ingenieurschule Biel entstand. Heute beschäftigt das Unternehmen über 100 Angestellte für Entwicklung und Produktion der Photovoltaikmodule vor Ort, was für die Industrienation Schweiz zur Ausnahme geworden ist.

Die vor rund einem Jahr eingerichtete automatisierte Produktionslinie erlaubt es, weiter zu wachsen. Derzeit würden Installationsbetriebe aus der ganzen Schweiz so viele 3S-Module bestellen, dass sich «schätzungsweise 15 bis 20 Gebäude pro Tag damit bestückern lassen», erzählte Firmeninhaber und CEO Patrick Hofer-Noser bei der Preisübergabe Anfang des Jahres.

Bewegliche Solarkacheln

Am Beginn der Wertschöpfungskette steht derweil Arno Schlüter, Professor für Architektur und Gebäudesysteme der ETH Zürich. In seiner Forschungsgruppe entstand der Spin-off «Solskin»: eine bewegliche Solarfassade, die ihrerseits mit dem Watt d’Or 2023 ausgezeichnet wurde.

Die Neuheit besteht aus leichten, beweglichen Solarkacheln, die an einem fassadentauglichen Geflecht hängen. Die Erfindung ist jedoch die intelligente Steuerung, die die Module laufend zur Sonne richtet. Ein Prototyp hängt seit fast einem Jahr am Innovationsgebäude NEST der Empa. Als nicht geschlossene Fassadenhülle lasse sich Solskin ebenso als Sonnenschutz verwenden, erklärt Schlüter.

Die Forschungsidee entstand bereits vor über zehn Jahren. Nun steht der Markteintritt bevor. Und eine Bestellung für das erste Grossprojekt liegt schon vor. In Winterthur erweitert ein Industrieunternehmen seinen Geschäftsstandort. Der Neubau, eine 25 m hohe und fast 100 m lange Werkhalle, soll an der Südfassade mit der beweglichen PV-Fassade ausgerüstet werden. Bemerkenswert daran ist, dass die Firma, die sich mit Solarstrom teilweise selbst versorgen will, ein erfolgreicher Zulieferbetrieb für die Öl- und Gasindustrie ist. Vor allem aber freut sich Arno Schlüter, dass es mutige Bauherrschaften gebe, die bei der Anwendung von Solarbauteilen als «Pioniere vorangehen».

Weitere Infos zum Watt d'Or finden Sie hier.

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