Zwi­schen­raum, hin­durch­zu­schaun

Kolumne

Publikationsdatum
19-11-2014
Revision
10-11-2015

Erinnern Sie sich an das Gedicht von Morgenstern? Der zu diesem Hinterhof nicht unpassende Schluss: «Der Architekt jedoch entfloh / nach Afri- od Ameriko». Schon besser, dass er geflohen ist, es könnte ja sein, jemand möchte sich rächen wegen dieser Umsetzung von vernichtetem, äh, verdichtetem ­Bauen. Hier können Kinder gemeinsam spielen, nicht   wie in der ­«Hüslischwiiz»   jedes im eigenen Garten mit der eigenen Schaukel und dem eigenen Planschbecken. Weil es aber in der grossen Stadt gefährlich ist, muss man die Hinterhöfe abschliessen, sonst könnte jedes andere Kind einfach reinkommen, mitspielen und Lärm machen. Und in der urbanen Welt will man keinen Lärm mehr, schon gar nicht bei diesen Wohnungspreisen. 

Was oder wer wird hier eigentlich geschützt? Die Kinder drinnen vor der grossen Welt draussen? Die Siedlung vor Eindringlingen? Die Autos vor den Spielbällen, die mal rausfliegen könnten? Oder sollen die Kinder nicht ausbüxen aus dieser gestalteten Welt? Das sei doch nur ein Schutz gegen die Passanten, die eine Abkürzung nehmen wollen? Falsch, die andere Hofseite sieht auch so aus! Egal, von wo Sie auch durch den Zaun schauen, die ­passende Gedichtzeile kommt von ­Rainer Maria Rilke: «Und hinter tausend Stäben keine Welt.»

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