Wohn­räu­me – Wohn­träu­me

Publikationsdatum
09-03-2018
Revision
09-03-2018

Der Legende nach schlief Diogenes in einer Tonne oder einem Fass. Wenn schon, so handelte es sich wohl eher um einen «pithos», ein tönernes Vorratsgefäss, schliesslich lebte er im antiken Griechenland. Viel zu seinem Glück brauchte er nicht unter seinem Dach, das vielleicht eine Wandstärke von 6 cm aufwies. «Geh mir aus der Sonne!», war sein einziger Wunsch, den er gegenüber dem blutrünstigen Feldherrn Alexander dem Grossen äusserte. Im temperaturmässig benachteiligten Deutschland definierte Theodor Fontane 2200 Jahre später Glück so: «Gott, was ist Glück? Eine Griesssuppe, eine Schlafstelle und keine körperlichen Schmerzen, das ist schon viel.»
Und nochmals 150 Jahre danach, im klimatisch dazwischen liegenden Zürich? Da wird eine Behausung, «Unit» sagt man, mit einer Dachstärke von 5 cm gebaut, mit sehr viel aufwendigerem Mate­rial, aber auch grösseren Spann­weiten. Doch bis das Ganze für glück­liche Wohnträume taugt, braucht es noch mehrere Schichten und eine integrierte Heizung. Die eigentliche Faszination des ultradünnen Tragwerks verschwindet durch derlei Ansprüche in einem Konglomerat.
Nur eins ist geblieben: der Wunsch nach Sonne. Die Photovoltaik­mo­dule auf der Unit sollen arbeiten. Sie sind schliesslich keine Philosophen.

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