Von der Zu­kunft ler­nen

Der Klimawandel, Naturgefahren und invasive Neophyten machen den Wäldern südlich der Alpen zu schaffen. Besonders deutlich wurde das an der Tagung «Die forstlichen Herausforderungen von morgen – auf der Alpensüdseite bereits Realität!». Denn: Was sich im Tessin und südlichen Graubünden abzeichnet, tangiert in absehbarer Zukunft auch die Wälder der restlichen Schweiz.

Publikationsdatum
14-11-2023

Die Wälder der Alpensüdseite vermitteln einen Vorgeschmack auf die zukünftigen Herausforderungen der Forstfachleute nördlich der Alpen. Was das konkret bedeutet, diskutierten rund 100 Fachpersonen an der Tagung «Die forstlichen Herausforderungen von morgen – auf der Alpensüdseite bereits Realität!» am 27. Oktober 2023 in Bellinzona. Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) trug wissenschaftliche Erkenntnisse bei, während Vertreter der Forstdienste der Kantone Tessin und Graubünden Konzepte und Praktiken zur Umsetzung von Lösungsansätzen vorstellten.

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Einführend betonte Roland David, Leiter der Sektion Wald des Kantons Tessin, die vielfältigen Ökosystemleistungen des Waldes sowie die Notwendigkeit, den Wald zu schützen und zu pflegen. Forschende der WSL präsentierten anschliessend ihre Forschungsergebnisse: Die Kastanie beispielsweise, die als wärmeliebende Art als «Zukunftsbaum» der Alpennordseite gilt, ist nur begrenzt anpassungsfähig. Es sei deshalb wichtig in der Forststrategie, ihre Anbaugeschichte, ihre Plastizität sowie das Vorhandensein möglicher Krankheiten zu beachten.

Während des Symposiums kam auch die Ausbreitung invasiver Neophytenarten, besonders infolge von Stürmen oder Waldbränden, zur Sprache. Diese Arten, darunter Schmetterlingsblütler, die Chinesische Hanfpalme oder der Kirschlorbeer, sind resistenter gegen Hitze und Trockenheit, werden von einheimischen Tieren nicht gefressen und breiten sich kräftig aus. Erich Gehring von der WSL-Gruppe Insubrische Ökosysteme erläuterte die Folgen für den Wald am Beispiel des Götterbaums und der Chinesischen Hanfpalme.

Auch grossflächige Brände strapazieren die Waldflächen im Süden. Häufig entstehen sie durch unvorsichtiges Verhalten: Besonders gut zeigt sich das am 1987 verhängten Verbot, Gartenabfälle zu verbrennen, was zu einem deutlichen Rückgang der Anzahl Brände führte. Heutzutage können jedoch Dürreperioden und die Ansammlung von brennbarem Material zu intensiveren Bränden führen. Die Forschung der WSL in Cadenazzo trägt dazu bei, kantonale Strategien zur Prävention von Waldbränden zu entwickeln. Luca Plozza, Forstingenieur vom Amt für Wald und Naturgefahren des Kantons Graubünden, erläuterte das Waldbrandbekämpfungskonzept des Kantons und die Wirkung der Götterbaum-Bekämpfungsstrategie im Misox.

Die Tagung ermöglichte den Austausch zwischen verschiedenen Vertretern und Vertreterinnen aus Verbänden, Politik und Verwaltung. Organisiert wurde sie von Wald Schweiz, dem Schweizerischen Forstverein in Zusammenarbeit mit der Sektion Wald des Kantons Tessin, Bosco Ticino, Federlegno und der WSL in Cadenazzo.