Te­tris im See­be­cken des Lavaux

Am 29. März bei Tagesanbruch durchquerte ein Spezialkonvoi den Genfersee zwischen Le Bouveret und Treytorrens: eine 300 Tonnen schwere, vorgefertigte Betonkonstruktion, die eine Unterführung der Simplonstrecke ersetzen wird.

Publikationsdatum
13-04-2021

Die Füsse im Wasser, den Kopf in den Weinterrassen des Lavaux. So ungefähr könnte die Beschreibung von Treytorrens in der Gemeinde Puidoux im Kanton Waadt lauten. Etwas weniger blumig betrachtet liegt der Weiler eingeschlossen zwischen den Gleisen der SBB-Linie Lausanne–Brig und der Kantonsstrasse. Und genau wegen dieser Lage ist Treytorrens derzeit Schauplatz einer aussergewöhnlichen Baustelle.

Die heutige Unterführung, die den Zugang zum See sicherstellt, ist nicht mehr sanierungswürdig und muss ersetzt werden. Weil die topografischen Eigenheiten das Bauen vor Ort oder das Abladen mittels eines Krans verunmöglichen, mussten die SBB neue Wege gehen: Das vorgefertigte Bauwerk wird auf dem Wasserweg herangeführt und auf einer geneigten Ebene in Position gebracht.

Zwei Baustellen gleichzeitig

Der Ersatz für die Unterführung wurde Anfang Jahr am Seeufer von Le Bouveret erbaut. Um die Schwimmfähigkeit der Struktur von 8 x 10 m und mit einem Gewicht von 300 t zu gewährleisten, mussten zwei Metallkästen daran befestigt werden.

Gleichzeitig wurde in Treytorrens eine provisorische, teilweise im Wasser liegende Verschubbahn gebaut. Auf dem Festland besteht sie aus einer Betonplatte, in der Verlängerung im Wasser aus vorgefertigten Betonelementen, die auf einem Kiesbett ruhen. Zwei darauf befestigte Metallschienen dienen der Platzierung des Bauwerks.

Mit zwei zusätzlichen Auftriebskörpern ausgerüstet, wurde die vorgefertigte Brücke im Lauf des 26. März in Le Bouveret mithilfe eines leistungsstarken mobilen Krans zu Wasser gelassen. Anschliessend wurden Dichtigkeit und Schwimmfähigkeit überprüft.

Am Montag, den 29. März schliesslich startete das Bauwerk mit seinem Seekonvoi bei idealen Wetterbedingungen nach Treytorrens, wo es um 7.50 Uhr ankam. Was folgte, war ein millimetergenaues Ballett auf und unter Wasser, um das Bauwerk präzise zu positionieren, ehe es mit zwei Sätzen Drahtseilen und Winden auf die Verschubbahn bei der zu ersetzenden Brücke gehievt werden konnte.

Die nächste wichtige Etappe der Baustelle findet am Wochenende des 8. und 9. Mai statt und erfordert einen Verkehrsunterbruch auf der Bahnlinie. Die alte Brücke wird abgebaut, und das neue Werk kommt schliesslich an seinen Bestimmungsplatz.

Video der Einwasserung

Übersetzung aus dem Französischen: Judith Gerber