Stu­dio­ser, Zü­rich, Lu­ga­no (seit 2019)

Publikationsdatum
01-04-2022

Rina Rolli (*1994 in Locarno)

  • Studium ETH Zürich 2013 bis 2019
  • Zusätzlich tätig als Assistentin am Lehrstuhl Jan de Vylder, ETH

 

Tiziano Schürch (*1993 in Lugano)

  • Studium ETH Zürich 2012 bis 2018
  • Zusatzausbildung in MAS Raumplanung an der ETH
  • Zusätzlich tätig als Assistant professor an der UPC-ETSAB in Barcelona

 

Relativ spät in ihrem Studium sind sich die beiden bei Projekten begegnet, deren Schwerpunkt in der künstlerischen und soziologischen Komponente des Bauens liegt. An einer Summer School in Chile haben sie Workshops für die dortigen Studierenden geleitet. Seither interessiert sie die gemeinsame Arbeit, beide sind auch in der Lehre aktiv.

Neugestaltung des öffentlichen Raums in Monte, Castel San Pietro (Valle di Muggio), 2019–2022

Den Anlass zur Gründung eines gemeinsamen Büros bot der Studienauftrag der Gemeinde Castel San Pietro, eines Zusammenschlusses mehrerer Bergdörfer oberhalb von Mendrisio. Studioser untersuchte den öffentlichen Raum in dem Weiler Monte auf seine Tauglichkeit für die ältere Bevölkerung, die einen wachsenden Anteil der 100-­köpfigen Einwohnerschaft ausmacht. Über den so formulierten Studienauftrag hinaus boten sie aber ein Konzept, dessen Wirkung die gesamte Dorfbevölkerung mit einbezieht, denn damit ältere Menschen nicht ausgegrenzt werden, bedarf es eines Lebensraums, der allen Teilen der Gesellschaft gerecht wird. Auf Grundlage ihrer Studie erhielten sie den Auftrag zur Ausführung. Mithilfe der durch Gespräche vor Ort gewonnenen Erkenntnisse und unter Berücksichtigung der soziokulturellen Geschichte des Dorfs haben sie zwölf Positionen definiert, an denen der öffentliche Raum den Bedürfnissen angepasst wird und zur Kommunikation einlädt.

Als zentraler Bestandteil, der auch während des Planungsprozesses als Treffpunkt dient, fungiert die Butega, die zuletzt nur noch sporadisch zugänglich war. Nach einem kleinen Umbau nimmt der ehemalige Dorfladen zukünftig eine Reihe neuer Nutzungen auch touristischer Natur auf und dient mit seiner Öffnung zur Strasse als Fenster der Veränderungen. Nach drei Jahren Planung sind für die Umsetzung nur ein paar Monate veranschlagt. Es geht um das Integrieren von neuen Handläufen, das Adaptieren von ortstypischen Bänken vor den Häusern und das Wiederbeleben von Brunnenanlagen und anderen identitätsstiftenden Elementen, also um Massnahmen, die kleinmassstäblich und mit beschränktem finanziellem Aufwand zu bewerkstelligen sind. Spannend an dieser Arbeit ist vor allem ihr Modellcharakter. Durch die Zusammenarbeit mit der Gemeinde sind Kontakte zu den benachbarten Dörfern entstanden, die an ähnlichen Symptomen leiden. Die Definition der Rolle des ­Ar­chitekten als ein Gesprächspartner, der nicht nur das Herstellen von Gebäuden, sondern das Wohlbefinden der Bewohnenden im Sinn hat, bringt ihn zurück an den Tisch, an dem gemeinsam mit Vertretenden der Einwohnergemeinschaften und der Politik Prozesse gestaltet werden können.

Bauherrschaft
Gemeinde Castel San Pietro

 

Architektur
Studioser, Zürich, Lugano

 

Ingenieur
Pini Group, Lugano

 

Baumeister
Livi Sergio, Castel San Pietro

 

Metallbau
Armando Morandi, Gentilino; LDM, Sementina

 

Schreinerarbeiten
Enzio Cereghetti, Castel San Pietro