Mit Schirm und Charme

Publikationsdatum
23-10-2020

Für das besondere Flair der Berner Altstadt sorgen die Laubengänge. Ihre Entstehung geht auf den grossen Stadtbrand von 1405 zurück. Seinerzeit fegte eine Bise durch die Gassen und fachte ein Feuer an, das mehr als 600 Häuser aus Holz in Schutt und Asche legte. Man war sich einig, dass deren Wiederaufbau aus Stein erfolgen müsse. Mit einem Abstand von zwei Metern vor den noch bestehenden Wohnhäusern schuf man zusätzlich eine steinerne Wand, um die Bauten vor weiteren Feuern zu schützen. Die Bewohner dehnten ihre Wohnflächen in den Obergeschossen aus, die Besitzer der neu zugefügten Steinhäuser taten es ihnen gleich.

Nur das Erdgeschoss blieb öffentlich und den Flaneuren vorbehalten, die seither trockenen Fusses von Laden zu Laden spazie­ren – gut geschützt auch dann, wenn die Stadt unter einer Schneedecke verschwindet. Grosse Bögen, die den Blick der Passanten in die Gasse und zur anderen Strassenseite umrahmen, begleiten die Schritte in einem gleichmässigen Rhythmus.

Dehnt sich der Sommer allerdings wie in diesem Jahr so lang aus, dass das gleissende Sonnenlicht seitlich durch die Portale in die Lauben fällt, wird auch dieser eigentlich öffentliche Raum privat. Gut abgeschirmt eignet er sich für unsere neue Lebensform zwischen drinnen und draussen.

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