Herkules refreshed
An der Kantonsschule gehörten die griechischen Sagen zum Pflichtstoff – zumindest zu meiner Zeit. Im Deutschunterricht erfuhren wir einiges über die Argonauten, den Trojanischen Krieg, die Irrfahrten des Odysseus und über Herakles’ heroische Taten. Seitdem sind über fünfundzwanzig Jahre verstrichen. Meine Erinnerung an diese Heldengeschichten bröckelt bereits – genau wie die Fassade der ehemaligen Herkules-Fabrik in Menziken. Wie dazumal der Sohn des Zeus vollbrachten auch die Tüftler und Büezer an der Herkulesstrasse grosse Taten. Von 1900 bis 1913 produzierte Carl Weber-Landolt hier Automobile und Lastkraftwagen. Das Modell «6 PS» etwa hatte einen Einzylindermotor und erreichte bis zu 30 km/h.
Heute dienen die Herkules-Hallen nur noch als Lager für ausgemusterte Autos. Im Dorf und im Netz munkelt man, dass ein Investor an dieser Stelle neue Wohnbauten hinstellen möchte. «Das Quartier an der Herkulesstrasse soll aufgefrischt werden», heisst es. Die modernen Helden brauchen Platz zum Wohnen. Diese sagenhafte Aufbruchstimmung hat mich angesteckt: Gleich heute Abend werde ich in den Keller gehen und den Band mit den griechischen Sagen hervorholen, damit ich mein bröckelndes Gedächtnis ebenfalls wieder auffrischen kann.