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Preisträger:innen der Blickfang 2024

November ist Blickfang-Zeit in Zürich: Über 180 Labels aus den Bereichen Möbel, Wohnaccessoires, Mode und Schmuck präsentierten ihre Kreationen vom 15. bis 17. November im Kongresshaus. Mit dabei: die Arbeiten von vielversprechenden Newcomern und etablierten Gestalterinnen und Gestaltern. Vier davon wurden für ihre frischen Ideen und neuen Konzepte mit dem Blickfang-Designpreis und der Auszeichnung «Future Forward» prämiert. 

Publikationsdatum
25-11-2024

Der mit insgesamt 2500 Franken dotierte Blickfang-Designpreis ging dieses Jahr an zwei Talente: Zum einen Christian Tanner, der mit seiner Basler Manufaktur Mobiliarwerkstatt mit Massarbeit aus Massivholz überzeugte. In seiner Werkstatt entstehen individuelle Möbelstücke in zeitlos schlichter Erscheinung – vom Esstisch übers Bett bis zur massgeschneiderten Küche. Die Verwendung hochwertiger Hölzer wie Nussbaum und Mooreiche – einem subfossilen Holz, das bis zu 8500 Jahren im Moorboden oder dem Boden von Auenwäldern lagerte – unterstreichen den Anspruch an Langlebigkeit und nachhaltige Produktion. 

Der zweite Preis ging an das Label Round Rivers. Der Zürcher Brand beeindruckte mit seinem innovativen Konzept zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung in Schweizer Gewässern. Dank dem Konzept des Architekten Peter Hornung bekommen PET-Flaschen, die aus der Limmat gefischt werden, ein zweites Leben als Badekleid, Swim Shorts oder Pufferjacken – Upcycling aufs Schönste. Seit der Gründung 2019 wurden bereits mehr als 50'000 Flaschen in Kleidung verwandelt. Besonders überzeugend: Die gesamte Produktion findet in einem Radius von nur 140 Kilometern statt, was für minimale Transportwege und maximale lokale Wertschöpfung sorgt

Adoptierte Leuchten

Auch Tess Cappelen verwandelt Wertloses in Design. Dafür wurde die schwedische Grafikdesignerin und ihr Label Manu Matters mit dem ebenfalls von der D.E.S.I.G.N. Foundation ausgeschriebenen «Future-Forward-Preis» ausgezeichnet. Die innovativen Leuchten, die sie gemeinsam mit dem Industriedesigner Gunnar Nygren entwickelt hat, feierten ihr Debüt im Mai in einem Stockholmer Pop-up-Store und sorgten kurz darauf an den 3 Days of Design Copenhagen für Aufsehen. 

Die Leuchten mit der charakteristischen Plissee-Struktur brauchen kein Lager, denn sie werden direkt auf Bestellung im 3D-Druck gefertigt. Als Materialien dienen alte PET-Flaschen aus den Niederlanden, die gesammelt und eingeschmolzen werden. Bis aus den Flaschen die poppig-bunten Leuchten werden, wie sie an der Blickfang zu sehen waren, gab es einige Herausforderungen zu meistern: «3D-Druck bietet viele Möglichkeiten, aber wir sind noch nicht am Ziel. Ursprünglich für Prototypen gedacht, bleibt die Technologie oft unberechenbar», erklärte Tess Cappelen. «Es ist frustrierend, wenn man nicht weiss, wie viele funktionierende Lampen am Ende herauskommen. Die Skalierung ist eine echte Herausforderung, und mit Druckzeiten von 9 bis 12 Stunden pro Lampe brauchen wir viele Drucker, um effizient zu arbeiten.» 

Um die Kontrolle über Formgebung und Qualität zu behalten, setzen die Gestalterinnen und Gestalter auf ein Netzwerk von sorgfältig ausgewählten Druckpartnern: «Aktuell sind wir dabei, Kooperationen in Grossbritannien und den USA aufzubauen.» Charmant ist auch die Idee, eine Leuchte nicht zu kaufen, sondern sie zu adoptieren: So konnte man die pinkfarbene Leuchte mit dem Namen Jelly Jane, gefertigt am 8. Mai in Stockholm, die im früheren Leben eine Lunchverpackung war, mit einem Zertifikat mit nach Hause nehmen. Die Philosophie dahinter, so Tess Cappelen: Nur wer eine persönliche Beziehung zu seinen Einrichtungsgegenständen aufbaut, lebt wirklich nachhaltig.

Variationen in Linoleum

Ein Newcomer mit grosser Erfahrung ist dagegen Stephan Schwendimann. Der Handwerker und Bühnenbildner aus Adliswil hat bereits vor 30 Jahren sein Label «Moebelraum» gegründet, wo er individuelle Möbel auf Kundenwunsch anfertigt. Auf der Blickfang war er mit seiner ersten Kollektion vertreten, eckige und runde Ess- und Couchtische in verschiedenen Grössen. 

Die Kollektion «Verso» schöpft aus dem langjährigen Know-how Schwendimanns: Das Besondere an den Entwürfen sind die exakt gearbeiteten Kantenausführungen, die Fachwerk-Konstruktion der Füsse mit den drei feinen Kanthölzern sowie die Tischblätter aus Linoleum. «Ich stellte fest, dass es für Einzelbeine wenig Auswahl gab», erklärt Schwendimann. «Das war eine Marktlücke, die ich füllen wollte.» 

Zudem trieb ihn an, das Linoleum weicher zu fassen, denn «dieses Detail ändert das Design von konventionellen kantigen Ausführungen komplett.» So entwickelte er die Form aus statischen Überlegungen heraus und tüftelte daran, die Grenzen der Materialien auszuloten. Während die Füsse aus Eichenholz sind, hat die Tischlerplatte einen Fichtenkern. Das Linoleum wird auf diese Tischlerplatte aufgezogen. 

Dieses so robuste wie langlebige Material faszinierte Schwendiman schon lange: «Ich mag Linoleum wegen seiner Verarbeitung, des Dufts und der Farbmöglichkeiten. Es bietet viele gestalterische Freiheiten.» Dank raffiniert eingesetzter Eckradien aus Massivholz und einer 8 mm starken Eichenkante ist das Linoleum gut geschützt. Die Grösse der Platten kann ganz nach Kundenwunsch gefertigt werden, beim Linoleum hat man die Wahl aus rund 25 Farben. «Die Kollektion löste bei den Messebesuchern Emotionen aus. Das ernte ich gerne als Erfolg. Möbel verkauft man kaum an einer Messe. Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob auch Bestellungen eingehen», erklärte Schwendimann. «Der Blickfang-Preis war ein tolles Sprungbrett und hat mir viel Motivation gegeben.» 

Vier Labels, vier Ideen für nachhaltige Gestaltung: Auszeichnungen wie diese verhelfen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu viel Aufmerksamkeit, die für vor allem für Nachwuchsdesigner:innen wichtig ist, um Fuss zu fassen.