Al­pen­län­di­scher Ana­chro­nis­mus

Publikationsdatum
26-04-2018
Revision
26-04-2018

Niederländern haftet ja das Klischee an, die Autobahnen nach Süden zu ver­­stopfen und sich öfter im Wohnwagen aufzuhalten als in den eigenen, verklinkerten Wänden. Für die Baukultur, der sich TEC21 verschrieben hat, hat ein Wohnanhänger, obwohl man darin haust, recht wenig Relevanz. Der Tourismus aber, der damit betrieben wird, hat auf alle Fälle weit reichende Folgen – nicht nur auf die Baukultur, sondern die Kultur(en) überhaupt. Ohne ­Tourismus wäre den Alpen manches erspart geblieben. Der alpenländische Seppl-, Jodler- und Lederhosenstil hätte sich niemals entwickelt. Was doch Touristen für Auswirkungen haben können! Schick im coolen Flitzer anreisend, mit einer kleinen Skibox auf dem Dach, tagsüber gibts Halligalli auf den Pisten und abends Après-Ski in der kitschigen Schnapshütte.
Im Gegensatz dazu hat der oder die Reisende auf unserem Foto, tatsächlich mit niederländischem Kennzeichen, richtig Stil. Es wirkt zwar alles etwas schwerfälliger, aber dieses Wintergefährt erinnert eher an den Kitsch eines Königs Ludwig II. als an Holladrio. Ob im Anhänger ein Holländer wohnt oder nur das Pony, das den Schlitten zieht, sieht man nicht, aber eines schon: Das Gespann ist ein Anachronismus – wie Ludwig II. Schliesslich blüht es bereits.
 

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