Wel­tre­kord­ver­such auf der Al­bu­las­trecke

1910 m lang und etwa 2990 Tonnen schwer wird er sein, der längste Personenzug der Welt, und seine Nutzungsdauer nur einen begrenzten Zeitrahmen haben: Nicht einmal eine Stunde wird er benötigen, um die knapp 25 km lange Strecke zwischen Preda und Alvaneu an diesem Samstag, den 29.10.2022 zurückzulegen.

Date de publication
27-10-2022

Der Weltrekordszug der Rhätischen Bahn setzt sich aus 25 einzelnen Zugensembles zusammen, von denen jedes aus vier Wägen – einem Steuer-, zwei Mittel und einem Triebwagen – der neuen Capricornzüge besteht. Ein Vergleich verdeutlicht die besonderen Abmessungen: Güterzüge sind in der Schweiz in der Regel auf 750 m begrenzt, Personenzüge aufgrund der Bahnsteiglängen auf 400 m.

Allein die Länge des Rekordzugs zieht technische Herausforderungen nach sich: Von einem Lokführerstand aus können maximal nur vier Triebwagen gleichzeitig gesteuert werden. Daher stellt eine elektrische Schleife sicher, dass alle 25 Zugensembles synchron gebremst werden können. Ein zwei Kilometer langes Feldtelefon vom Zivilschutz stellt zudem eine eigene Kommunikationsmöglichkeit zwischen den Wagen sicher.

Der Rekordversuch bedurfte im Vorfeld zahlreicher technischer Abklärungen, nicht nur in Bezug auf den Zug selbst, sondern auch auf die Bahnstrecke. Führt diese doch über 48 Brücken – darunter das Landwasser-Viadukt – und durch 22 Tunnel. Da die Fahrt vom Albulatunnel – in ihm wird die Zugformation zusammengestellt – bergabwärts führt, muss eine immense Bremsleistung aufgebracht werden. Diese wird in erster Linie über Rekuperation sichergestellt – die dadurch erzeugte elektrische Energie wird über die Fahrleitung ins Bahnnetz eingespeist, kann aber auch ins öffentliche Stromnetz übertragen werden.

Da die gleichzeitige Energieabgabe von 25 Zügen eine zu hohe Spannung in der Fahrleitung nach sich ziehen könnte, gibt es mehrere Massnahmen dagegen, etwa eine Geschwindigkeitsbegrenzung des Ensembles, eine Spezialsoftware zur Reduktion der Rekuperation oder das präventive Umhängen von Systemen auf Ortsnetz-Stromversorgung.

Der bisherige Rekord liegt seit 31 Jahren in Belgien: diesen fuhr ein 1732.9 m langer Zug, bestehend aus 70 Wagen, im Jahr 1991 ein. Vielleicht kann sich ab Samstag die Unesco-Weltkulturerbe-Strecke der RhB damit schmücken.