Wie Sied­lun­gen auf­blü­hen

Praxisbeispiel – Umgebungsgestaltung

Flora und Fauna verlieren ihre Lebensräume auf dem Land und in der Stadt. Umso wichtiger ist, dass sich die öffentliche Hand und Privateigentümer für Biodiversität und Lokalklima engagieren. Zwei Erfahrungsberichte aus Zürich.

Date de publication
15-06-2022

Bürohof an der Josefstrasse

Der Bürohof an der Josefstrasse im Stadtkreis 5 wurde vor 17 Jahren erstellt. Unter dem Innenhof befindet sich jedoch auf ganzer Fläche eine Tiefgarage, daher liessen sich bislang keine grosswüchsigen Bäume pflanzen. Die Gestaltung des Aussenraums bestand dagegen aus einem Wasserbecken, einem grossen Einzelbaum sowie Sitzbänken, die über den Entlüftungschächten der Einstellhalle platziert wurden. Nachträglich kamen Pflanzkübel hinzu, in denen Büsche und Sträucher wie Felsenbirne, Strauchkiefer und Sommerflor wachsen konnten. Doch der Eigentümerin, der Anlagestiftung Turidomus, war dies noch nicht attraktiv genug: Damit der Hof ein angenehmer Begegnungsort wird, der sich weniger aufheizt und an ökologischem Wert gewinnt, gab sie eine Umgestaltung der Landschaftsarchitektur in Auftrag.

Limitierende Faktoren für eine zusätzliche Bepflanzung waren die wenig mächtige Abdeckung der Einstellhalle, deren niedrige Tragfähigkeit sowie der eingeschränkte Zugang zur Gebäudefassade. Das Landschaftsarchitekturbüro Hager und Partner setzte folgende Verbesserungen um: Der Bodenbelag aus Granitplatten wurde teilweise entfernt und durch mageres, leichtes Substrat ersetzt. Darin wurzeln nun heimische Staudenarten, die bei Insekten und Bienen beliebt sind, lang blühen, danach ungiftige Früchte tragen und trockene Phasen generell aushalten. Ebenso kam eine Pergola dazu, die, mit Kletterpflanzen bewachsen, im Sommer zur Beschattung beiträgt.

Städtische Wohnsiedlung Sydefädeli

Auch die Stadt wird aktiv, wo sie Immobilien besitzt. Die städtische Wohnsiedlung «Im Sydefädeli» liegt am Fuss des Hönggerbergs. Der grossflächige Aussenraum bot viel Potenzial für eine qualitative Aufwertung. Ursprünglich war das Umgebungsgrün konventioneller Rasen, der Baumbestand reduziert, und die weitere Bepflanzung bestand aus exotischen Arten. Die klare, reduzierte Ordnung war für Insekten, Vögel und Kleintiere unattraktiv. Vor fünf Jahren wurde die Umgebung umgestaltet; sie ist seither dynamisch, vielfältig, lebendig und naturnah begrünt. Monotoner Rasen wurde auf Flächen beschränkt, die die Bewohnenden intensiv nutzen. Auf den übrigen Grünzonen wird dagegen die Biodiversität gefördert, was die Resilienz der Lebensräume gegen Klimaveränderungen erhöht. Zudem reduziert sich der Unterhaltsaufwand, was seinerseits ressourcenschonender und emissionsärmer ist.

Die pflegerische Begleitung der Neubegrünung war essenziell. Ebenso waren auch die Anwohnenden darüber aufzuklären, welche ökologischen Vorteile mit der vorerst unordentlich wirkenden Umgestaltung verbunden sind. Das Warten hat sich gelohnt: Die Siedlung «Im Sydefädeli» blüht seither mit jedem Frühjahr auf.

-> Zum Hauptartikel «Wie schafft der Städtebau mehr Kühloasen?»

Dieser Artikel ist erschienen im Sonderheft «Hitzeminderung».

Mehr zum Thema Hitzeminderung finden Sie unserem digitalen Dossier.