Verschmälert, verbreitert, verbessert
Editorial TEC21 14–15/2022
Die mittlerweile zahlreich aus dem Boden schiessenden Fussgänger-Hängebrücken erfreuen sich grosser Beliebtheit. Auf ihnen lässt sich hautnah erleben, was eine Brücke eigentlich ausmacht: die Verbindung zweier Punkte, die ansonsten voneinander nur mühsam zu erreichen wären. Beim Überqueren verspüren die einen ein flaues Gefühl im Magen, die anderen die Faszination der Höhe und des Schwebens über einem Abgrund.
Wie anders verhält es sich da mit den unzähligen Brücken, die dem Strassenverkehr zur Verfügung stehen! Trotz oftmals ausgeprägter Länge und Höhe bemerken Reisende diese fantastischen Bauwerke kaum. In Sekunden rollt man über sie hinweg, Tiefblicke sind zwecks Verkehrssicherheit unerwünscht – nur wenn ein Fussgängerstreifen angeordnet ist und man sich die Mühe macht, ein solches Bauwerk zu begehen, wird es wieder interessant.
Noch weniger ahnen die Benutzenden, welcher Aufwand betrieben wird, um die Verkehrsinfrastrukturbauten zu erhalten – von einem Ausbau ganz zu schweigen. Kontrollen, Beobachtungen, Instandhaltungen, Erneuerungen – es ist ein immerwährender Zyklus, um das Verkehrsregime am Laufen zu halten.
Sollte nicht jeder Autofahrer einmal ein kleines Fundament einer kleinen Stützmauer von Hand ausheben, nur um zu spüren, was Infrastrukturbau bedeutet? Vielleicht würde es dann auch beim Befahren einer Brücke prickeln.
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