TRANS­FER Ar­chi­tec­ture Vi­deo Award 2019

Am 23. November werden im Rahmen der Architektur Film Tage Zürich die Gewinner des ersten TRANSFER Architecture Video Award bekannt gegeben. Mit dieser Auszeichnung für Kurzfilme zu den Themen Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung soll das Potenzial dieses Formats und seine Fähigkeit, den Blick auf die gebaute Umgebung zu verändern, hervorgehoben werden. Ein Gespräch mit Isabel Concherio, Chefredaktorin der Plattform TRANSFER.

Date de publication
21-11-2019

espazium.ch: Wie ist dieser Wettbewerb entstanden, und was ist sein Ziel?

Isabel Concherio: Der TRANSFER Architecture Video Award ist eine Auszeichnung, die 2019 von der digitalen Plattform TRANSFER ins Leben gerufen wurde, um die kreativsten und innovativsten Kurzvideos in den Bereichen Architektur, Städte und Landschaften zu prämieren. TRANSFER wurde 2016 mit dem Ziel gegründet, ein digitales Medium für Architektur zu schaffen, das das Potenzial des digitalen Publizierens erschliessen soll, insbesondere die Nutzung von Videos. 

Mit der Verleihung dieses Preises wollen wir das Potenzial des Kurzfilms ausloten, das in direktem Zusammenhang mit digitalen Netzwerken als Grundlage der heutigen Kommunikation steht. Für langformatige Filme gibt es bereits mehrere qualitativ hochwertige Architekturfilmfestivals, es fehlt jedoch eine Plattform, die das kurze Format unterstützt und sichtbar macht. Das internationale Interesse an der ersten Ausgabe des Preises zeigt, wie relevant unsere Initiative ist.

espazium.ch: Sie haben kürzlich die Shortlist veröffentlicht (siehe Kasten). Wie viele Projekte sind bei Ihnen eingegangen? Was ist das Profil der Teilnehmer, und um welche Themen geht es ihnen?

Isabel Concherio: Wir haben über 300 Videos aus 55 Ländern von fünf Kontinenten erhalten. Wir sind sehr zufrieden – sowohl mit der hohen Teilnehmerzahl für eine erste Ausgabe als auch mit der Qualität einer grossen Mehrheit der Videos. Der Preis war offen für verschiedene Profile, und wir haben Eingaben von Videografen, Fotografen, Architekten und natürlich Künstlern erhalten. Diese Vielfalt spiegelt sich in den verschiedenen Themen und Ansätzen der Videos wider – das reicht von sehr anschaulichen Videos von Architekturprojekten bis hin zu experimentellen Videos beispielsweise über die Landschaft.

espazium.ch: Die Mitglieder der Jury haben ein sehr heterogenes Profil. Wie haben Sie sie zusammengestellt, und wie haben Sie die Bewertungskriterien für die Projekte festgelegt?

Isabel Concherio: Uns war es wichtig, eine hochwertige internationale Jury zu bilden, die sich aus renommierten Fachleuten aus den Bereichen Baukultur und Bauwesen mit unterschiedlichen Ansätzen und Sensibilitäten zusammensetzt. Die Videos haben wir nach drei Hauptkriterien beurteilt: eine neuartige Art der Analyse und Beschreibung von Architektur, Stadt beziehungsweise Landschaft, die Relevanz der Beziehung zwischen dem Thema und der Art und Weise, wie das Video eingesetzt wird, und natürlich die künstlerische und produktionstechnische Qualität. Eine grosse Anzahl der Videos erfüllte diese Kriterien weitgehend, und so war die Arbeit der Jury äusserst interessant … aber nicht einfach!

Ich denke, alle Videos, die in die engere Auswahl gekommen sind, spiegeln einerseits die Vielfalt der Ansätze und Themen wider, die dieser Preis präsentiert, und andererseits die vielfältigen Sichtweisen der Jury. Wir hoffen, diese Vielfalt eröffnet Wege zur Reflexion und trägt dazu bei, die Kultur des Architekturvideos zu erweitern.

espazium.ch: Das Kino war schon immer eine Inspirationsquelle für die Architektur. Nun scheinen Videos einen immer wichtigeren Platz in der Architektur einzunehmen, wie Ihr Award belegt. Werden Videos zum Werkzeug des Architekten? Haben sie einen Einfluss auf die Art und Weise, wie man über Architektur denkt?

Isabel Concherio: Dieser Preis stösst auf grosses Interesse und zeigt, dass immer mehr Menschen mit diesem Format arbeiten. Video ist ein untrennbarer Teil der heutigen Medien. Bislang, denke ich, wird Video vor allem als Darstellungsinstrument von denjenigen gemutzt, die in diesen Bereichen tätig sind. Wir haben auch festgestellt, dass Video als Werkzeug in diversen Architekturschulen zum Einsatz kommt. Auf diese Weise wird Video zu einem Arbeitsmittel für eine neue Generation von Architekten.

Videos existieren schon seit einiger Zeit, was sich aber erheblich verändert hat, ist ihre Verbreitung. Ausserdem stehen die entsprechenden technischen Mittel heute mehr Menschen zur Verfügung als früher. Was ich an Kurzvideos besonders interessant finde, ist, dass sie Architektur einem breiteren Publikum zugänglich machen können; sie sind ein Medium, das es uns ermöglicht, Sensibilitäten zu entwickeln und Fragen zur Architektur, zur Stadt und zur Landschaft zu stellen. Ich glaube, Kurzvideos haben ein enormes Potenzial, indem sie uns in die Lage versetzen, unsere gebaute Umwelt aus einem anderen Blickwinkel zu sehen, und ich hoffe, dass die Ergebnisse dieses Preises zu diesem Ziel beitragen werden. 


Jurymitglieder


George Arbid, Direktor, Arab Center for Architecture

José Juan Barba, Chefredaktor, METALOCUS

Ila Bêka & Louise Lemoine, Künstlerinnen und Filmemacherinnen

Ciro Najle, Dekan, School of Architecture and Urban Studies, Torcuato di Tella University

Nader Tehrani, Dekan, Irwin S. Chanin School of Architecture, Cooper Union

Erwin VirayHead Pillar, Architecture & Sustainable Design, Singapore University of Technology and Design

Isabel Concheiro, Chefredaktorin, TRANSFER

Helen van Vemde, Gründerin, Sotto Voce Fondation



Finalisten


Casa Gilardi, César Pesquera, Mexico, 2016


Il muro cattivo (The Common Wall), Bram Lattré, Belgium, 2015


Embajada de Brasil / Ipiña + Nieto Arquitectos, Luis Úrculo, Chile, 2019


Just a car park, Joe Gilbert, UK, 2019


251 First Street, Brooklyn NY by ODA Architects, ImagenSubliminal, USA, 2017


The Killing of Rouzan Al-Najjar, Forensic Architecture, UK, 2018


Made in Ilima, Thatcher Bean, Congo, USA, 2017


Plaza Rakyat, Ong Sau Kai, Malaysia, 2018


Traces, Javiera Godoy, UK, 2019


Yoshino Cedar House, Anne Gross, Japan, 2017


Les Arcs Resort, Charlotte Perriand, Spirit of Space for The Art Institute of Chicago, France, 2017


From Its Mouth Came a River of High-End Residential Appliances, WangShui, Hong Kong, 2018


Shearers’ Quarters & Captain Kelly’s Cottage by John Wardle Architects, Coco and Maximilian, Australia, 2017


The Forest Underneath, Paolo Patelli, The Netherlands, 2019


Die Finalisten und die ausgezeichneten Videos werden am Samstag, 23. November im Rahmen der Architektur Film Tage Zürich 2019 im ZAZ Bellerive vorgestellt.