Mehr Cam­pus Ir­chel

Die Uni Zürich will sich an den Hauptstandorten Zentrum und Irchel weiterentwickeln. Der Aussenposten Irchel am Fuss des Zürichbergs soll zu einem Gesamtcampus verdichtet und ausgebaut werden. Bis 2050 wird die Nutzfläche mehr als verdoppelt. Der Irchelpark bleibt dabei erhalten.

Date de publication
28-03-2019

Im konkurrenzfähig zu bleiben, will die Universität ­Zürich (UZH) langfristig ihre beiden Standorte Zentrum und Irchel konsolidieren und modernisieren. Heute sind die sieben Fakultäten auf vier Areale verteilt (Zentrum, Irchel, Oerlikon, Schlieren). Im Zentrum kann dem benötigten Flächenbedarf aufgrund der engen innerstädtischen Rahmenbedingungen nur teilweise nachgekommen werden, selbst bei Umsetzung des aktuell laufenden Masterplans Hoch­schulgebiet Zürich Zentrum. Dementsprechend soll am Standort Irchel eine intensive bauliche Entwicklung stattfinden.

Aus den prognostizierten Studierenden- und Angestelltenzahlen sowie aus der beschlossenen Zusammenlegung von Nutzungen an den Standort Irchel ergibt sich ein enormer Flächenbedarf. Heute weisen die Gebäude hier eine Gesamtfläche von 375 000 m2 auf, sie wird auf 640 000 m2 steigen. Statt den heute knapp 6000 sollen im Jahr 2040 13 000 Menschen auf dem Irchel studieren und statt 3200 rund 4500 Uni-Angestellte arbeiten. Einzig die Zahl der Parkplätze bleibt fast stabil; sie steigt um 90 Plätze auf 1250.

Das gesamte Planungs­vorhaben wurde von der Baudirektion des Kantons Zürich in einem einheitlichen Gestaltungsplan «Campus Irchel» zusammengefasst und 2018 öffentlich aufgelegt. Die Stadt Zürich muss ihre Bau- und Zonenordnung (BZO) anpassen, was in Form der BZO-Teilrevision «Universität Zürich-Irchel» geschieht. Ebenfalls einer Änderung bedarf es im kantonalen Richtplan, über den der Kantonsrat entscheidet

Campus im Grünen

Bereits Anfang der 1960er-Jahre zeichnete sich ab, dass im Hochschulgebiet Zürich zu wenig Platz war, um die Raumanforderungen langfristig zu erfüllen. Damals entschied man sich für eine Teilver­legung der Universität auf das Areal der landwirtschaftlichen Schule Strickhof am westlichen Fuss des Zürichbergs – ähnlich wie die ETH, die schon rund zehn Jahre zuvor mit dem Standort Hönggerberg die Idee einer Aussenstation verfolgte. Um für den Standort Irchel ein geeignetes städtebauliches Konzept zu finden, wurde ein Ideenwettbewerb ausgeschrieben (vgl. SBZ 51/1969). Das Projekt von Max Ziegler überzeugte die Jury und wurde 1969 zum sogenannten «Ziegler-Richtplan» weiterentwickelt.

Das bauliche Konzept basierte auf einer modularen, etappierbaren Grundstruktur, deren Raster sich mit der umliegenden Landschaft verzahnte. Die Überdeckung der Winterthurerstrasse schuf eine zentrale Fussgängererschliessung für alle Bauten und verband gleichzeitig das Universitätsgebiet mit dem davor liegenden Park. Die Schaffung eines 15 ha grossen öffentlichen Parks wurde gesetzlich mit der Teilverlegung der Universität verankert. Im Zusammenhang mit der 2. Bau­etappe gewannen Eduard Neuenschwander und Atelier Stern + Partner 1977 den Wettbewerb für den Irchelpark, der knapp zehn Jahre später eröffnet wurde.

Vernetzte Teilgebiete

Für die aktuellen Ausbauvorhaben fand im Rahmen der Gebietsplanung Campus Irchel 2014 eine Testplanung statt. giuliani.hönger mit ­Appert Zwahlen Partner und KCAP Architects & Planners lieferten den Nachweis, dass die vorgesehenen Nutzflächen auf dem Areal durchaus realisiert werden können, ohne dass die Parkfläche in Anspruch genommen werden muss.

Aus den Erkenntnissen entstand 2014 der «Masterplan Campus Irchel». Die wichtigsten Elemente darin sind die Ausbildung einer Stadtsilhouette zur Winterthurerstrasse, die Verzahnung des Campus mit den umliegenden Grünräumen und eine Vernetzung der einzelnen Teilgebiete (Irchel-Nord, -Süd, -Mitte) untereinander und mit dem Stadtkontext. 2015 wurden verschiedene Vertiefungsstudien erarbeitet zu Städtebau, Verkehr und zur Erneuerung der Etappe UZI 1, des seinerzeit ersten Bauabschnitts, der 1973–1979 erstellt wurde.

Bei den Vertiefungsstudien Städtebau befassten sich drei der fünf Planungsteams, zusammengesetzt aus den Disziplinen Städtebau, Architektur und Landschaftsarchitektur, mit dem Teilgebiet Irchel-Mitte und je ein Team mit den Teilgebieten Nord und Süd. Die Erkenntnisse aus den Studien verhalfen zum Richtprojekt, das 2016 von EM2N und Schmid Landschaftsarchitekten ausgearbeitet wurde. Es bildet die Grundlage für den aktuellen ­kantonalen Gestaltungsplan.

Der Irchelpark wird wie bis anhin das Universitätsgelände mit der Stadt und dem Milchbuck verbinden. Der Park wird dabei seinen Charakter beibehalten, aber besser ins Quartier eingebunden werden.

Das Teilgebiet Irchel-Mitte, geprägt durch die Bauten von Max Ziegler, wird teilweise erneuert, rückgebaut und weiter ausgebaut sowie verdichtet. Die ergänzenden Neubauten folgen der Logik der ursprünglichen Strukturidee, wobei im Gegensatz zum Ziegler-Richtplan die neue Bebauung einen markanteren Übergang zum umgebenden Grünbereich bildet.

In der Mitte des Areals ist ein maximal 60 m hohes Haus vorgesehen. Neben den Neubauten, die sich in die Struktur einfügen, sind entlang der Winterthurerstrasse höhere und in der Tiefe gestaffelte Bauten als Stadtsilhouette und Auftakt zum Areal geplant. Für die Erweiterung des Staatsarchivs zeigt das Richtprojekt zwei mögliche Varianten auf.

Ein erheblicher Teil des Bestands im Teilgebiet Irchel-Nord wird abgebrochen und durch neue grossformatige Baukörper ersetzt. Aussenräume zwischen den neuen Punkt-, Riegel- und L-förmigen Bauten öffnen sich leicht zur Parklandschaft hin. Der von Werner Stücheli 1966 fertiggestellte Bau an der Winterthurerstrasse bleibt erhalten und wird Teil der neuen Stadtsilhouette.

Im Teilgebiet Irchel-Süd wird der heterogene, feinkörnige Charakter des Strickhof-Areals gewahrt. Um die identitätsstiftenden Hofbauten sollen unterschiedlich hohe Neubauten entstehen, die in Form von Gewächshäusern bis hin zu universitärem Wohnen genutzt werden.

Höhenakzent wie damals

Das jüngste Richtprojekt nutzt die Grenzen der Bebauungsstruktur im Sinn des Ziegler-Richtplans maximal aus. Neben der straffen Ver­dichtung innerhalb der Struktur wird nur punktuell in die Vertikale gebaut. Die Idee eines Hochhauses ist dabei nicht neu oder allein der Verdichtung geschuldet. Bereits Max Ziegler hatte in seinem Richtplan 1969 ein scheibenförmiges, elegantes Hochhaus vorgeschlagen, um die Sichtbarkeit der Universität nach aussen und die Orientierung auf dem Gelände zu verstärken.