SIA-Mas­ter­preis Ar­chi­tek­tur 2017: «Das Berg­tor»

Projekt von Michael Bachmann

Masterarbeit ETH Zürich | Professur Miroslav Šik

Date de publication
24-05-2018
Revision
24-05-2018

Die Diplomaufgabe besteht darin, in Zürich einen Ort der Beziehungen zwischen Stadt und Berggebiet zu schaffen. 

Das Wasserwerk und spätere Kraftwerk Letten liegt zwischen der Wasserwerkstrasse und dem rechten Ufer der Limmat direkt unterhalb der Kornhausbrücke. Mehrere Gebäudetrakte bilden ein langgestrecktes Ensemble längs des Flusses. Ein Trakt ragt prägnant quer über den Kanal hinaus. 

Als Perimeter für die Diplomaufgabe wurden das Gebäude 107 sowie der nördliche Aussenraum bis zum Lettenviadukt festgelegt. Das Gebäude besteht aus dem Kesselhaus und einem Kopfbau, an den auch der nun abgerissene Kamin angrenzte. Diese Gebäudeteile stehen unter Denkmalschutz, konnten jedoch in den Entwurf miteinbezogen werden.

Die Sichtbacksteinfassade ist wohlproportioniert und mit Zierelementen wie gekuppelten Rundbogenfenstern mit gemeinsamer Rahmung, Scheitelsteinen, Firstkrönungen und Seitenkapitellen geschmückt. Die Fenster- und Türgewände sind mit Sandstein und Würenloser Kalkstein ausgeführt. Das Kesselhaus wurde mit Sichtbacksteinen gebaut. Diese Elemente sind Zeitzeugen damaliger Industriebauten. 

Für die Restaurierung des Pumpwerks wurde der grösste Aufwand für das Dach erbracht. Die Träger aus Stahl wurden abgebaut, instand gesetzt und wieder aufgebaut. Die Fassade wurde gereinigt, der Putz abgeschlagen und neu aufgebracht. Die Dächer an der Wasserwerkstrasse 107 sind in einem schlechten, die tragende Stahlstruktur hingegen ist in einem guten Zustand. Die Grundmauern aber stehen stabil auf dem gegossenen Fundament. Zum Teil wurden im Untergeschoss liegende Räume sogar ausgegossen. 

Mit kleinem Aufwand sollen die Gebäudeteile des Grundstücks wieder nutzbar gemacht werden. Während möglichst viel vom Bestand erhalten wird, soll durch den Eingriff ein grosser Mehrwert für den Ort entstehen und die Gebäude erhaltenswert machen. 

Das Dachblech und die Holzlatten der nicht mehr funktionstüchtigen Dächer werden entfernt. Die Stahlkonstruktion bleibt bestehen. Der Kopfbau wird ergänzt mit einem Dach, das auf Stahlstützen steht. Darunter bildet ein angebautes Untergeschoss das Fundament für die Stützen. Der Kopfbau erhält dadurch einen neuen Ausdruck. Der restliche Putz an der Fassade wird abgeschlagen und danach frisch gestrichen mit einem bindenden Pigment, damit das Mauerwerk sichtbar bleibt. Die bestehenden Öffnungen werden einheitlich mit Rundbogenfenstern versehen. Der Raum wird innen gedämmt und mit Holz verkleidet. Das architektonisch wertvollere Kesselhaus wird mit Polycarbonatplatten überdacht, die wie bei einem Gewächshaus geöffnet werden können. Der Höhenunterschied des Bodens durch die Innendämmung des Kopfgebäudes wird im Kesselhaus als grosses Blumenbeet genutzt. Durch das Abdecken des Dachs werden die Lasten auf die Träger kleiner. Deshalb kann nun eine Galerie hineingehängt werden, die nur punktuell an den denkmalgeschützten Wänden befestigt werden muss. 

Die bereits existierende Rampe wird verlängert und die Neigung auf 6° verkleinert. Sie bildet die Rückwand des Vorplatzes und hat im Sockelbereich durchgehend eine Sitzbank. Eine Treppe erschliesst die Limmat. Der Vorplatz ist chaussiert. Unter dem Vordach befindet sich eine Feuerstelle.

Der Eingang zum Kesselhaus direkt am Lettenweg wird weiterhin als Haupteingang genutzt. Durch das Entree betritt man die Galerie, eine Stahlstruktur mit Holzausfachungen, die additiv in den Bestand gehängt wird. Dies macht die geöffneten Fenster zugänglich und ermöglicht zugleich Aus- und Einblicke in die Maschinenhalle. 

Das bestehende Stahl-Holz-Dach dient als Grundlage. Alle Einbauten bestehen aus schwarzem Stahl und hängen an den Stahlträgern. Die Stahlseile werden mit Klammern an den bestehenden Träger fixiert. Die Innendämmung ist wie in einem konventionellen Holzbau an den Mauern des Kopfgebäudes befestigt. Die Holzlatten der Installationsschicht sind weiss lasiert und nicht geschlossen verschraubt. Dadurch hat die Oberfläche akustisch bessere Eigenschaften als eine glatte Oberfläche. Das Kopfgebäude ist thermisch isoliert, während das Kesselhaus ein nicht gedämmter Wintergarten ist. Das Vordach ist ein verzinktes Trapezblech auf verzinkten Stahlträgern und Stützen.

In beiden Gebäudeteilen befinden sich Hängelampen mit Weissglas. Im Kopfgebäude gibt es eine Art Wolke an der Decke, wobei einzelne Lampen über den Tischen oder der Bar tiefer hängen. In der Küche gibt es zusätzliche Spotlights. An der Bar ist eine indirekte Beleuchtung in das Barelement integriert. Im Wintergarten hängen die Leuchten von der Galerie und von den Stahlträgern.


SIA-Masterpreis Architektur

Der SIA-Masterpreis Architektur, den der SIA seit den 1960er-Jahren jährlich verleiht, zeichnet Abschlussarbeiten der drei universitären Hochschulen Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETHZ), Ecole polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) und der Accademia di architettura di Mendrisio (AAM)  aus. 80 bis 130 Masterprojekte werden pro Prüfungssession eingereicht. An der ETH finden jedes Jahr zwei Sessionen statt, an EPFL und AAM eine. Für jede Schule gibt es eine Jury aus sechs Architektinnen und Architekten: dem Präsidenten des Fachvereins Architektur und Kultur (A & K) sowie je einem Vertreter/einer Vertreterin des A & K aus den drei Sprachregionen, der Berufsgruppe Architektur (BGA) und der SIA-Sektion des Kantons der Hochschule, also Waadt, Zürich oder Tessin.

Die prämierten Projekte des SIA-Masterpreis Architektur 2017 finden Sie hier. Die Masterarbeiten der Auslobung 2016 gibts im gleichnamigen E-Dossier.

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