Ein desolates Paar
Vor diesen beiden Türmen stand ich kürzlich ganz unvermittelt während einer Wanderung im Tessin. Ob sie dort auf mich warteten, wie der Blechmann ohne Herz im Märchen «Der Zauberer von Oz», dem Dorothy auf dem gelben Klinkersteinweg im Wald begegnete? Durch ihren desolaten Zustand rührten sie mich wirklich ein wenig.
Dann aber dachte ich mir, dass sie bestimmt ein weniger märchenhaftes Dasein fristen. Waren es vielleicht aus alten Bauteilen zusammengesetzte Jagdtürme? Doch dafür waren die um je einen Baumstamm herumgebauten Zwillingsobjekte viel zu schmal. Im Innern war auch keine Treppe auszumachen, ein Aufstieg wäre also gar nicht möglich. Ausserdem – welchen Sinn sollte ein Jagdhorst so nah an einem Wanderweg durch den Wald haben?
Handelte es sich vielleicht um zwei Baumhütten für Kinder aus dem Dorf, gebastelt aus dem Bauschrott alter Tessiner Häuser? Auch das erschien mir angesichts ihrer vom Zerfall bedrohten Erscheinung eher unwahrscheinlich. Erst als ich auf dem Weg Richtung Lavertezzo an weiteren kuriosen Objekten vorbeikam, dämmerte es mir: Das schrottige Lotter-Paar ist Teil des viereinhalb Kilometer langen «Wegs der Kunst» durch das Verzascatal.