Der Weg zur De­tail­un­ter­su­chung

Publikationsdatum
12-04-2023

Intensive Nachforschung nach Grundlagen: Weitere Ausführungspläne des Hochhauses konnten im Archiv des Nachfolgebüros eines damals beteiligten Stahlbauers ausfindig gemacht werden. Gespräche mit zwei Zeitzeugen führten zu weiteren Archivunterlagen. Es waren dies der damalige Bauleiter Edgar Studer, der über eine von ihm erstellte umfangreiche Fotodokumentation zur Bauausführung verfügte, und Prof. em. Dr. Hugo Bachmann. Er führte als junger Bauingenieur beim Spannkabelhersteller Stahlton und anschliessend an der ETH Zürich statische Berechnungen zum Hängetragwerk sowie Bauteilversuche vor Ort durch und verfügte noch über entsprechende Unter­lagen. Auch das Baujournal und die Bauabrechnung konnten ausfindig gemacht werden.
 
Spektrale Standortstudie: Eine standortspezifische Abklärung der Erdbeben­einwirkung (Überprüfungsbeben) war angezeigt, da die SIA Normen im Jahr 2018 die aktualisierte Erdbebengefährdungsstudie des Schweizerischen Erdbebendiensts SED 2015 noch nicht berücksichtigten. Ausserdem liegt am Standort ein ungewöhnlicher Baugrundaufbau mit steifer Schicht von Flussablagerungen über weicher Schicht aus Seesedimenten vor. Einen solchen bilden die Baugrundklassen der Norm SIA 261 nicht ab. Sie setzen voraus, dass der Baugrund von unten nach oben weicher wird. In der generellen Überprüfung wurde als grobe Näherung die Baugrundklasse D verwendet. Das von den Spezialisten der Résonance ermittelte standortspezifische Spektrum zeigt deutlich tiefere Beschleunigungen im hohen Periodenbereich und höhere Beschleunigungen im tiefen Perio­denbereich.
 
Sondierungen an entscheidenden Tragwerkselementen: Diese konnten in Absprache mit der Bauherrschaft und der Denkmalpflege durchgeführt werden, um Wissenslücken zur Sorte und zur Ausführung der Bewehrung zu schliessen.

Vertiefte Grundlagenauswertung und Tragwerksstudium: Das erneute Studium der vorhandenen Ausführungspläne in Kombination mit den neu beschafften Unterlagen und Sondierungsergebnissen führte zu einem massgeblich erweiterten Kenntnisstand zu den Tragwerken.

Mehr zum Thema in TEC21 11/2023 «Öfter als gedacht».