Bern: Schu­le im Bü­ro­haus

Im Quartier Laubegg im Osten der Stadt Bern ist zusätzlicher Schulraum dringend gefragt. Zwar sind dort ein Neubau für die Volksschule Wyssloch und der Einbau einer Tagesschule im Wysslochgut geplant, doch beide sind aufgrund von Einsprachen blockiert. Auf der Suche nach kurzfristigen Lösungen mieteten die Stadtbehörden zwei leerstehende Bürotürme und nutzten sie zu einem Oberstufenzentrum für die 7. bis 9. Klasse um.

Publikationsdatum
29-11-2023

16 Klassen werden nun seit Ende der Herbstferien in den neuen Räumen an der Nussbaumstrasse unterrichtet. «Das innovative Projekt konnte innert kürzester Zeit erfolgreich umgesetzt werden und es stehen nun attraktive Räume in einer anregenden Lernumgebung zur Verfügung», freute sich Stadtpräsident Alec von Graffenried.

Nicht alle im Quartier waren von der Idee überzeugt. Befürchtungen wurden laut, es stehe dort zu wenig Freiraum für Pausenaktivitäten zur Verfügung.  Doch zeigte sich, dass die Rückmeldungen aus dem Quartier nach der Eröffnung eher positiv ausfielen und sich selbst ehemals kritische Stimmen nun zustimmend zum Projekt äusserten.

Aussenraum für Pausen gibt es an mehreren Orten: Die Dachterrassen und das Dach eines Turms wurden zu Pausenflächen umgestaltet. Auch die beiden Innenhöfe wurden aufgewertet und laden zum Verweilen ein. Nordostseitig des Gebäudes besteht ein weiterer Pausenplatz. Ergänzt werden die Aussenräume mit Pausenzimmern und grosszügigen Aufenthaltsbereichen im Innern des Gebäudes.

Ein neuer pädagogischer Ansatz

Die beiden Bürotürme hatten keinen Innenausbau, lediglich der Lift, die Heizung und die Sanitäranlagen waren vorhanden. Währen der letzten zwölf Monaten wurden neue Innenwände erstellt, Bodenbeläge verlegt, Elektroinstallationen und zusätzliche Wasserleitungen eingebaut. Nebst einer neuen Beleuchtung wurde eine CO2-gesteuerte Lüftung mit Wärmerückgewinnung installiert.

Die offene Raumstruktur ermöglicht es, die Räume nach dem pädagogischen Ansatz des Atelierunterrichts anzuordnen. In enger Zusammenarbeit mit der Schule wurden statt der üblichen Klassenzimmer sogenannte Inputräume und Lernateliers erstellt. In den Inputräumen werden die neuen Lerninhalte vermittelt. Die direkt angrenzenden Lernateliers mit persönlichen Arbeitsplätzen für jede Schülerin und jeden Schüler ermöglichen die Vertiefung des Lernstoffs und die Arbeit an Projekten. Lehrpersonen begleiten diesen Prozess individuell. Zwei Drittel der Schulstunden finden in herkömmlicher Form in den Input- oder Fachräumen statt. Ein Drittel der Zeit wird in den Ateliers gearbeitet.

Nutzen, was man hat

Ausgearbeitet wurde das Projekt vom Berner Architekturbüro Atelier 5 in, es war ein Direktauftrag von Hochbau Stadt Bern. Für das Oberstufenzentrum Baumgarten genehmigten die Stimmberechtigten im Mai 2022 einen Baukredit von 24.5 Millionen Franken sowie einen Verpflichtungskredit von 29.5 Millionen Franken für die Miete über 25 Jahre. Die Eigentümerin der Liegenschaft beteiligt sich mit 5.5 Millionen an den Baukosten. Im Baukredit enthalten ist auch die Erstellung einer Turnhalle. Die Abklärungen dazu laufen derzeit noch. Bis zu deren Erstellung findet der Sportunterricht in der nahe gelegenen Turnhalle Bitzius statt.

Atelier 5 kommentiert die Umnutzung «als einen Schritt in die Zukunft, in der neue Schulen nicht mehr auf der grünen Wiese konzipiert werden können, sondern bestehende Bausubstanz genutzt werden muss. In Zeiten des Klimawandels und knappen Ressourcen müssen unnötige Energieemissionen vermieden werden.»