Su­san­ne Zen­ker wird neue SIA-Prä­si­den­tin

Die SIA-Delegierten haben an ihrer Versammlung am 26. April 2024 eine historische Wahl getroffen. Erstmals in seiner knapp 190-jährigen Geschichte wird eine Frau den SIA präsidieren. Susanne Zenker tritt das Amt Anfang Juli an. Wer ist die Person hinter dem Namen? Ein Besuch in Bern bringt eine Annäherung.

Publikationsdatum
26-04-2024

Am Hauptsitz der SBB Immobilien zieht der Sekundenzeiger der legendären Bahnhofsuhr seine Runden für einmal in sattem Grün statt Rot. Eine Kampagne der SBB, um das Engagement für eine nachhaltige Mobilität sichtbar zu machen, informiert Susanne Zenker auf dem Weg in den Besprechungsraum. Nachhaltigkeit sei ihr ein grosses Anliegen, sagt sie, auch im Hinblick auf ihr Amt als Präsidentin des SIA. 

Chancen schaffen für eine hohe Baukultur 

Die gebürtige Schwedin machte ihren Abschluss in Architektur 1995 an der EPF Lausanne. Danach war Zenker fast zehn Jahre als Architektin tätig, zuerst selbstständig, später in einem Büro in London und Zürich. Es folgte der Schritt in die Immobilien- und Arealentwicklung. Heute leitet sie den Bereich Development der SBB Immobilien und ist Geschäftsleitungsmitglied. Dabei prägt sie mit, wie die Schweiz aussieht. 

«Mitten in den Städten entwickeln wir Flächen zu neuen Quartieren, immer gemeinsam mit den Städten, den Behörden und der Bevölkerung», erläutert sie die Vorgehensweise der SBB. Klare, stufengerechte Prozesse und der Einbezug von Planenden und Bevölkerung seien bei diesen Entwicklungen elementar. Daraus ergebe sich die grösste Chance für eine hohe Baukultur und die Entstehung von Orten, an denen sich die Leute wohlfühlten. 

Qualität beginnt mit der Planung

Die Schweiz rechnet bis 2040 mit zehn Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. Sie alle brauchen Wohnungen, Schulen und Spitäler. Es wird also in den nächsten Jahren viel und schnell gebaut werden. Die Lebensqualität und die Landschaft seien die grossen Stärken der Schweiz. Diese gelte es zu bewahren, bekräftigt Zenker. Eine qualitätvolle Innenentwicklung sei die Voraussetzung. Die Akzeptanz dafür bekomme man nur, wenn man Qualität schaffe. 

Die Frage, was das für ihre neue Aufgabe an der Spitze des SIA bedeute, beantwortet sie, ohne gross zu überlegen: «Planende stehen im Zentrum dieser Qualität. Sie haben eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Der SIA vereint die Planenden unter einem Dach mit dem gemeinsamen Ziel, den Lebensraum nachhaltig zu gestalten. Das finde ich stark und ich möchte mich dafür einsetzen, dass die Sichtbarkeit der Planenden für dieses Ziel gestärkt wird.»

Der Komplexität gemeinsam begegnen

Ein Thema, das Zenker beschäftigt und dem sie sich nach ihrem Amtsantritt annehmen will, sind die ­steigenden Anforderungen an die Planenden. Sie ist davon überzeugt, dass das Wissen des Einzelnen nicht mehr ausreicht, um den immer ­komplexeren Aufgabenstellungen zu begegnen. Klimawandel, Kreislaufwirtschaft, Energie, Digitale Transformation – diese Themen hätten einen direkten Einfluss darauf, wie geplant und gebaut wird. Es sei Aufgabe des SIA, Lösungen und Rahmenbedingungen bereitzustellen, damit die Mitglieder ihre Arbeit ausüben könnten. 

Gleichzeitig möchte sich Zenker für die bessere Vernetzung der Mitglieder einsetzen und die SIA-Sektionen und -Berufsgruppen darin unterstützen, den Wissenstransfer über alle Landesteile und Disziplinen zu fördern. Das setze eine Zusammenarbeit voraus, die auf Respekt, Offenheit und Transparenz basiere. «Eine Person kann nicht alles vorgeben. Es braucht Vernetzung, die Abgabe von Verantwortung und Handlungsspielraum», meint Zenker.

Sie tritt das Präsidium Anfang Juli an, die Leitung von SBB Immobilien Development und sämtliche mit dieser Funktion verbundenen Aufgaben wird sie per sofort an eine Interimsleitung übergeben und das Unternehmen Ende Juni verlassen.  

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