Pi­ra­ten­sen­der Ra­dio Eu­rope 1

Date de publication
23-09-2022

Die Geschichte der Sendeanlage und der Halle beginnt in den 1950er-Jahren. Damals war das Saarland Teilgebiet der französischen Besatzungszone, wurde allerdings 1946 aus der Verwaltung der Besatzungszone ausgegliedert. Die Verfassung des Saarlands aus dem Jahr 1947 sollte eine Loslösung von Deutschland und einen wirtschaftlichen Anschluss an Frankreich ermöglichen. Das Gebiet hatte damit bis Ende 1956 einen Sonderstatus und eine begrenzte Eigenstaatlichkeit. Mit dem Saarabkommen von 1956 zwischen Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland trat das Saarland schliesslich zum 1. Januar 1957 der Bundesrepublik bei. Der wirtschaftliche Anschluss an Frankreich galt bis Mitte 1959.

In den 1950er-Jahren wurden in Frankreich wie auch in der Bundes­republik Deutschland öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten aufgebaut, private Radio- und Fernsehsender waren nicht erlaubt. Daher entstanden in Nachbarstaaten wie Monaco oder Luxem­burg private Sender – so auch im Saarland das «Radio Europe No. 1». Die Betreiber hatten ehrgeizige Pläne, denn sie versuchten, mit den staatlichen Rundfunkanstalten vor allem in Frankreich zu konkurrieren. Vom Saarland aus sollte das Radioprogramm in Richtung Frankreich gesendet werden, um das französische Publikum zu bedienen. Im Gegenzug für die Konzession verpflichteten sich die Betreiber, zusätzlich auch ein deutschsprachiges Fernsehprogramm (Telesaar) für das Saarland zu produzieren. Telesaar wurde damit der erste deutschsprachige Privatsender; er war zwischen 1956 und 1958 auf Sendung.

Trotz wiederkehrenden Anstrengungen, auch dem französischen Radioprogramm die Sendelizenz zu entziehen, konnte es sich bis heute behaupten und sendet immer noch. Seit 2015 nutzt Radio Europe 1 allerdings eine neue Sendeanlage in der Nähe. Sie be­findet sich nur wenige hundert Meter in nordwestlicher Richtung in einem kleinen, unauffälligen Gebäude.