Trübe Au­gen und ge­quetschte Nie­ren

Date de publication
26-03-2021

«Oh wie schwer ist das Schreiben: Es trübt die Augen, quetscht die Nieren und bringt zugleich allen Gliedern Qual! Drei Finger schreiben, der ganze Körper leidet.» Diese Klageworte stammen von einem Mönch aus dem 8. Jahrhundert. Sie zieren eine Wand im Museum Reichenau auf der Bodenseeinsel.

Tja, und heute? Sind wir keinen Schritt weiter: Handy-­Nacken, Maus-Arm, SMS-­Daumen, und die Augen sind auch trocken. Das Schreibgerät hat sich verändert, aber haben wir uns, was die Er­gonomie am Arbeitsplatz betrifft, in den letzten 1000 Jahren wirklich verbessert? Die Technologie entwickelt sich rasant weiter, und wir sitzen starr, mit gekrümmtem Rücken, am Schreibtisch oder im Zug und fixieren Bildschirm oder Display.

Die Aufrufe der Arbeitsmedi­zi­ner verhallen ungehört: Wir sollten uns mehr Zeit nehmen, die Büro­stühle anzupassen, die Tischhöhe einzustellen, den Rechner und die Lichtquelle optimal zu platzieren. Oder liegt es am Ende gar nicht am Arbeitsplatz, sondern an uns? Ein bisschen Bewegung in der Pause, mal die Treppe statt des Lifts oder zu Fuss zum Bahnhof könnten ­helfen, sagt man. Vielleicht ist der Mensch aber einfach zu bequem dazu. Denken Sie doch mal auf dem Weg zum nächsten Physiotherapietermin kurz darüber nach.