Das Fis­cher­dorf, eine Stadt

Kolumne

Date de publication
28-04-2016
Revision
28-04-2016

Etwas abseits vom Touristen­strom in Marseille liegt der Vallon des Auffes – und ist trotzdem vielbesuchte Sight: Das wie ein Amphitheater wirkende Quartierzentrum von Endoume ist sogar ­ein beliebtes Postkartensujet. Viel mehr als seine beachtliche bauliche Dichte faszinieren mich die Stimmung und die etwas surreal erscheinende ­Collage aus verschiedenen Baustilen und Volumen. Hochhäuser aus den 1950er-Jahren, mittelgrosse Mehr­familienhäuser und «Cabanons», in denen früher die Fischer wohnten, umringen die Boote im Hafen.

Der Standpunkt, von dem aus das Bild aufgenommen wurde, befindet sich auf einem vielbefahrenen Strassen­viadukt am Meer. Auf erstaunlich kleinem Raum erfolgt ein Übergang von Fischerdorfidylle zur Grossstadtsilhouette. Weitgehend von der Topografie bestimmt reihen sich die Bauten aneinander. Die Grenzabstände haben die Erbauer der Fischerhäuser aus der Zugänglichkeit und die Bauhöhe aus der Lage zu den Nachbarhäusern festgelegt. Und was man in Frankreich als «bricolage» bezeichnet, prägt die Gebäudeoberflächen.

Stile und Volumen sind über Jahrzehnte zu einem Ganzen zusammengewachsen. Hat der Vallon des Auffes diesen unverwechselbaren Charakter, gerade weil hier keine historisierenden Renovationen erfolgten und ­Gestaltungspläne verfasst wurden?

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