Of­froad

Date de publication
04-03-2021

In Überlingen am deutschen Ufer des Bodensees lebt man naturverbunden. Die Markthändler tragen Blumen am Hut und verkaufen krummes wie gerade gewachsenes Gemüse. Die Ideen der Anthroposophie durchweben Landwirtschaft und Bildung und ziehen entsprechend orientierte Einwohner an. Als ich im Dezember in die Stadt kam, waren die Strassen im Zentrum aufgerissen. Offenbar nutzte das Bauamt die winterliche Flaute und den Shutdown für Strassenbau­arbeiten.

Oder ist alles ganz anders, ­handelt es sich etwa um eine Neu­betrachtung der Strasse? Die Innenstadt wird ja zunehmend von Velofahrenden und E-Bikern gestürmt, die Autos bleiben draussen. Vielleicht soll diese Achse parallel zum See­ufer zu einem Erlebnistrail werden, damit die Fussgängerinnen und Fussgänger in einer nochmals rechts anschliessenden Gasse unbehelligt zwischen den Marktständen und Geschäften wandeln können? Oder ist es gar für sie gedacht? ­

Erinnern wir uns an Friedensreich ­Hundertwasser, der für die Aktivierung der Sinne das bewusste Gehen über unebene Flächen propagierte. Im Moment scheint so vieles möglich. Es wäre doch ein Gewinn, wenn sich ein kleiner Teil dieser Gedankenfreiheiten über das Jahr retten und die eingefahrenen Wege in Städten und in Amts­stuben aufweichen könnte.