«Wich­tig ist, dass die Emo­tio­nen stim­men»

Interview mit Simona Luzi

Das Baugerüst ist wesentlicher Sicherheitsfaktor und zugleich notwendiges Übel auf dem Bau. Simona Luzi führt ein Gerüstbauunternehmen und schildert, wie sie mit den widersprüchlichen Erwartungen umgeht.

Date de publication
10-03-2016
Revision
10-03-2016
Thomas Ekwall
MSc. EPFL Bau-Ing., MAS ETHZ Arch., Korrespondent TEC21

TEC21: Frau Luzi, Sie führen mit knapp 30 Jahren ein Unternehmen mit 20 Angestellten. Wie gehen Sie mit der Verantwortung um?
Simona Luzi: Ich bin immer jemand gewesen, der es gern hat, wenn es ein bisschen kribbelig wird. Anfangs hatte ich oft schlaflose Nächte, doch mit­t­lerweile hat sich der Tagesbetrieb gut eingependelt, und ich kann auf die Erfahrung und das Know-how unserer Bauführer setzen.

TEC21: Erzählen Sie uns Ihren Werdegang bis zum Einstieg 2013 im Familienbetrieb.
Simona Luzi: Der Bezug zum Bauwesen war von Anfang an gegeben: Kurz vor meiner Geburt 1985 hat sich mein Vater als Einzelunternehmer in der Baubranche selbstständig gemacht. Ich habe mich später für die Hochbauzeichneraus­bildung entschieden, auch wenn mich der Skisport genauso sehr interessiert hätte. Nach der Lehre und der Berufsmatura wollte ich definitiv im Baugewerbe tätig sein. Nach zwei Jahren in der Bau­leitung bin ich zum Hauptgewerbe gewechselt und habe die Bau­führerschule in Aarau absolviert. Erst dann bin ich in den eigent­lichen Gerüstbau eingestiegen.

TEC21: Sie haben als Hochbauzeichnerin beim Architekten Conradin ­Clavuot gearbeitet – hat es Ihnen dort gefallen?
Simona Luzi: Sehr. Die räumlichen Überlegungen der Architekten und das ständige Abwägen von unterschiedlichen Varianten zu erleben war spannend, auch wenn es nicht meinem Naturell entspricht. Mir sind lineare Prozesse mit klaren Zielen und Zahlen viel lieber.

TEC21: Was bringen Sie im Familienbetrieb ein?
Simona Luzi: Neben meinen Eindrücken aus anderen Unternehmen sicherlich einen neuen Führungsstil: Mein Vater ist autoritär und pflegt einen militärischen Stil. Meine Art zu führen ist eher situativ. Ich gebe die Linie und klare Parameter vor, jedoch in Rücksprache mit Team und Umfeld, um gemein­same Ziele zu erreichen.

TEC21: Was unterscheidet den Gerüstbau vom restlichen Baugewerbe? 
Simona Luzi: Wir haben einfache Grundprinzipien, die sich immer wiederholen: Montage, Vorhaltung, Demontage. Die Gerüstbauer sind ein eigener Schlag Leute: Sie sind fleissig, arbeiten körperlich hart und haben einen enormen Berufsstolz.

TEC21: Der Ruf der Gerüstbaubranche ist aber umstritten, inbesondere bei den Gewerkschaften. Wie gehen Sie damit um?
Simona Luzi: Der Gerüstbau ist ein raues Business, in dem Preis und Termine ganz vorn stehen. Doch das Sicherheitsbewusstsein ist in den letzten Jahren gestiegen und somit auch die Wertschätzung für Qualität. Unsere Mitarbeiter werden geschult, sauber zu arbeiten und respektvoll mit Bauherren und Nebenunternehmern umzu­gehen. Sie tragen schlussendlich unser Image nach aussen.

TEC21: Ihr Vater ist im Förderverein für die Erhaltung der Averserstrasse tätig (vgl. TEC21 51–52/2014). Welche Ideen haben Sie für Ihre Heimatregion?
Simona Luzi: Die Instandsetzung der alten Averserstrasse, die sich wie ein roter Faden durchs ganze Tal zieht, ist ein wichtiges Symbol. Wir möchten, dass die Gemeinschaft im Tal weiterbesteht – was nicht einfach ist, weil die meisten Leute in die Stadt ziehen. Ich könnte mir gut vorstellen, dort auch mitzuwirken.

TEC21: Welche Erfahrung würden Sie einem Jungunternehmer weitergeben?
Simona Luzi: Niederlagen und negative Erfahrungen gehören dazu und stärken einen rückblickend. Wichtig ist, dass die Emotionen stimmen und ich meinen Beruf mit Freude ausübe. Wo Freude mitspielt, ist auch Fleiss und Herzblut mit dabei, die früher oder später zum Erfolg führen. 

TEC21: Und das Umfeld?
Simona Luzi: In meinem Fall muss ich eingestehen, dass die Rahmen­bedingungen ideal waren. Meine Familie hat mich immer unterstützt, meine Geschwister und ich haben oft und gern mitgearbeitet, was uns eine gute Lehre für den Alltag war.

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