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Kolumne

Publikationsdatum
21-04-2016
Revision
21-04-2016
Thomas Ekwall
MSc. EPFL Bau-Ing., MAS ETHZ Arch., Korrespondent TEC21

Baumessen dienen in erster Linie als Schaufenster ­der Bauindustrie und nicht als Wissensforum für die Planer ­am Bau: Grelle Messestände, Muster hinter Plexiglas, Prospekte und Gummi­bärli à gogo hinterlassen nur wenige nachhaltige Eindrücke.

Ein aufmerksamer Spaziergang durch die Gassen ist unter Umständen schwierig, doch nicht minder aufschlussreich: Beim Betrachten des Messestands eines Holzdeckenherstellers kam ich erstmals auf die Idee, dass die beachtliche Länge
der Fertigteile nicht nur für die mässigen Spannweiten des Wohnungsbaus geeignet wären.

Die geringe Durchbiegung und Schlankheit der auskragenden Decke haben mein Vorurteil gegenüber dem weichen Material Holz revidiert. Die Y-Stützen im Hintergrund, die allein die Decke einspannen, erscheinen filigran und sagen mehr über die Leichtigkeit der Holzdecke aus als ihre Rohdichte in kg/m3.

Erstaunlicherweise aber ­hat dieser prominente Vertreter der Holzbau­industrie Stahlstützen be­vorzugt – offenbar sind sie ab einer gewissen Beanspruchung dann doch leistungsfähiger. Vermutlich hätten massive Holzstützen das Schaustück optisch zu sehr geerdet. 

Die spannende Erkenntnis: Produkthersteller sollten die Grenzen ihrer Materialien öfter ausloten, statt diese einfach nur zur Schau zu stellen.

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