Wett­be­werb Eu­ro­pan – wie wei­ter?

Jüngst wurden die Ergebnisse der 13. Ausgabe von Europan publiziert. In der Schweiz wird der internationale Wettbewerb für Nachwuchsarchitekten und Planer leider kaum genutzt.

Publikationsdatum
14-01-2016
Revision
14-01-2016
Barbara Stettler
Architektin EPFL SIA, Verantwortliche für die Berufsgruppe Architektur BGA beim SIA

Mit unermüdlichem Elan engagiert sich der Lausanner Architekt Rodolphe Lüscher mit Unterstützung von Michel Ruffieux und Sabine Fourati nach jedem abgeschlossenen Europan-Wett­bewerb erneut dafür, Gemeinden zu moti­vieren, ihre städtebaulichen und architektonischen Problemstellungen in den nächsten Wettbewerb einzubringen. 

Die Suche nach geeigneten Wettbewerbsgebieten bzw. -aufgaben wird immer intensiver, und interessierte Gemeinden sind leider rar. An mangelnden Problemstellungen kann das jedoch nicht liegen. Auch die Thematik ist spannend.

Unter dem Titel «Die anpassungsfähige Stadt» galt es auch im soeben abgeschlossenen Europan 13, die Herausforderungen innovativ und interdisziplinär anzugehen. Die Gemeinden Onex, Bernex und Confignon GE nahmen mit einem gemeindeübergreifenden Projekt als einzige Schweizer am Verfahren teil. Gesucht wurden Lösungen für die Umwandlung von Einfamilienhaus­zonen. Ein aktuelles Thema also. 

Kaum Schweizer Mitstreiter

Und dennoch herrscht grosses Schweigen über diesen internationalen Ideenwettbewerb – jedenfalls in der Schweiz. Die Liste mit den Rangierungen der 13. Ausgabe zeigt deutlich, wie klein das Schweizer Engagement respektive die Erfolgsquote ist: Von 15 teilnehmenden Ländern wurden 49 Planungsgebiete ausgeschrieben, und total 1305 Projekte wurden zu diesen Planungsaufgaben eingereicht.

93 Teams erhielten im vergangenen Dezember einen Preis und 61 eine Auszeichnung. Doch nur zwei davon gingen an Teams aus der Schweiz: Yony Santos und Mounir Ayoub (Redaktion TRACÉS) aus Genf erhielten den ersten Preis für ihr Projekt in Onex, Bernex und Confignon und Guillermo Dürig und Matthias Winter aus Zürich eine Auszeichnung für ihr Projekt in Finnland.

Positiv deuten lässt sich diese Situation sicher durch die gute Wirtschaftslage: Schweizer Jung­architekten bzw. -planerinnen brauchen Europan nicht, denn sie finden auch ohne die europaweite Wettbewerbsplattform für Junioren genug Aufgaben und Auftraggeber. 

Damit verbindet sich die Frage, welche Perspektive Europan aktuell und künftig in der Schweiz hat. Auf jeden Fall verdienen Ro­dolphe Lüscher und sein Team ­grossen Dank für ihren bisherigen Einsatz.

Europan war lang eine wichtige Plattform auch für junge Schweizer Architekten – für die Erfahrung in Wettbewerben und in der interdisziplinären Arbeit; eine Stärkung von Europan korrespondiert also mit Kernthemen und An­liegen des SIA wie der Nachwuchsförderung und der Stärkung des Wettbewerbswesens, auch mit internationalem Fokus.

Umso bedauerlicher, dass Europan in der Schweiz derzeit kaum genutzt wird – jungen Architekten und Städtebauern geht damit eine Möglichkeit verloren, internationale Erfahrungen zu sammeln. 

Intensive Vorarbeiten

Die Suche nach geeigneten Wettbewerbsgebieten für das nächste Verfahren muss baldmöglichst beginnen. Die Informationsarbeit, um Gemeinden zur Teilnahme zu gewinnen, ist intensiv. In der aktuellen Diskussion zur Thema Verdichtung sind viele Orte auf der Suche nach Rat und frischen Ideen. Wünschenswert und im Sinn des SIA ist daher eine aktive Mitwirkung aller an der Entwicklung unseres künftigen Lebensraums Beteiligten, auch internationaler Teams.

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