Was für ein Ver-seen!

Unvorhergesehenes

Publikationsdatum
29-09-2016
Revision
23-11-2016

Zu wenig Schlaf, anstehende Ferien und eine aufzie­hende Erkältung – und schon war es passiert: Im Artikel zum Wett­bewerb um die Neugestaltung der Uferzone in Paradiso hatte ich die Gemeinde mit ein paar Tastenschlägen um 30 km nach Westen verlegt, an den Lago Mag­giore. So weit, so peinlich.

Nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub tröpfelten sie dann herein, die berechtigten ­Reaktionen ­unserer aufmerksamen Leserinnen und Leser mit dem Hinweis auf den groben geografischen Lapsus. ­Während ich mich um Ursachenforschung und schliesslich Schadens­begrenzung mühte, begann ich mich zu wundern: Nahezu jede Zuschrift – alle aus der Deutschschweiz – enthielt einen Verweis auf die durch den Fehler möglicherweise desavouierte Tes­siner Leserschaft. Offenbar hatte ich ­unabsicht­lich einen wunden Punkt getroffen. Nur welchen? 

Ist es ein klassischer Fall von Überkompensation der Mehr- gegenüber der Minderheit? Oder besitzt die Deutschschweizer Architektenschaft in grosser Zahl Zweitwohnungen am Luganersee und fühlt sich selbst betroffen? So oder so: Solange sich die Mehrheit ennet des Röstigrabens derart um die Befindlichkeit der latei­nischen Seele kümmert, kann es um den nationalen Zusammenhalt nicht so schlecht bestellt sein.

Tags

Verwandte Beiträge