Was für ein Ver-seen!
Unvorhergesehenes
Zu wenig Schlaf, anstehende Ferien und eine aufziehende Erkältung – und schon war es passiert: Im Artikel zum Wettbewerb um die Neugestaltung der Uferzone in Paradiso hatte ich die Gemeinde mit ein paar Tastenschlägen um 30 km nach Westen verlegt, an den Lago Maggiore. So weit, so peinlich.
Nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub tröpfelten sie dann herein, die berechtigten Reaktionen unserer aufmerksamen Leserinnen und Leser mit dem Hinweis auf den groben geografischen Lapsus. Während ich mich um Ursachenforschung und schliesslich Schadensbegrenzung mühte, begann ich mich zu wundern: Nahezu jede Zuschrift – alle aus der Deutschschweiz – enthielt einen Verweis auf die durch den Fehler möglicherweise desavouierte Tessiner Leserschaft. Offenbar hatte ich unabsichtlich einen wunden Punkt getroffen. Nur welchen?
Ist es ein klassischer Fall von Überkompensation der Mehr- gegenüber der Minderheit? Oder besitzt die Deutschschweizer Architektenschaft in grosser Zahl Zweitwohnungen am Luganersee und fühlt sich selbst betroffen? So oder so: Solange sich die Mehrheit ennet des Röstigrabens derart um die Befindlichkeit der lateinischen Seele kümmert, kann es um den nationalen Zusammenhalt nicht so schlecht bestellt sein.