Ver­su­che über die Bau­kul­tur

Editorial aus TEC21 36/2015

Publikationsdatum
01-09-2015
Revision
10-11-2015

Diese Ausgabe von TEC21 erscheint aus feierlichem Anlass. Unser Verlag, vor knapp 50 Jahren gegründet, wurde neu positioniert und hat einen passenden Namen erhalten: ­espazium – Der Verlag für Baukultur.

Natürlich sind wir bei Weitem nicht die Einzigen, die sich mit Baukultur beschäftigen. 2011 veröffentlichten der SIA und der BSA ein Manifest, das die Förderung der Baukultur als kulturpolitisches Ziel postulierte. Der Bundesrat hat daraufhin die Baukultur in die «Kulturbotschaft 2016–2020» aufgenommen und erste Massnahmen vorgesehen. An Tagungen und in Publikationen ist der Begriff allgegenwärtig.

Was die inflationäre Verwendung – und leider auch die unklare Definition – betrifft, scheint «Baukultur» die «Nach­haltigkeit» abzulösen: Viele sprechen davon, alle sind dafür, doch die Wenigsten wissen wirklich, was sie oder die anderen darunter verstehen.

Was also ist Baukultur? In diesem Heft wagen wir eine Annäherung. Drei Fachleute der SIA-Spitze debattieren, was das Wesen der Baukultur ausmacht und was sie mit Interdisziplinarität zu tun hat. Ein Architekturtheoretiker untersucht die Ursprünge des Begriffs und wirft einen unerbittlichen Blick darauf, wie er heute eingesetzt wird; denn die Sprache entlarvt stets das Denken.

Eine abschliessende Definition liefert das Heft nicht – aber immerhin die Erkenntnis, dass der Begriff «Baukultur» in den vergangenen Jahrzehnten verblüffende Wandlungen erfahren hat. Stand er ursprünglich für Tradition, so umfasst er heute ebenso die zeitgenössische Baukunst und die politischen Prozesse, die diese ermöglichen. Es lohnt sich, kritisch darüber nachzudenken – und den Begriff mit Bedacht zu verwenden.

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