Ver­än­de­rung von un­ten

Die 10-Millionen-Schweiz wird kommen. Wie kann die Raumplanung die Zukunft aktiv mitgestalten, fragte das Swissbau-Podium der Fachverbände FSU und SIA.

Publikationsdatum
17-01-2016
Revision
17-01-2016

Aus der Gegenwart in die ferne Zukunft zu blicken schärft Konturen. Zukunftsforscher Georges Roos formulierte zehn Thesen, wie dramatisch sich die Schweiz und die Welt bis in rund 20 Jahren demografisch und technisch verändern werden. «Die Bevölkerung wird älter. Daher wachsen die private Belastung und die öffentlichen Ausgaben für den Wohlfahrtsbereich», so Roos. Gleichzeitig setze die Digitalisierung die Arbeitswelt unter Druck.

Dennoch vertrat der Zukunftsforscher die These, der Menschheit werde es materiell in Zukunft besser gehen. Jean-Marc Piveteau, Rektor der ZHAW, ergänzte seinen zeitlichen Blick nach vorn mit der Warnung, Raum und Ressourcen seien heute schon beschränkt. Um nachhaltige, ökologische Lösungen zu entwickeln, brauche es Technik; «aber nicht als Retter, sondern als Software für die künftige Infrastruktur».

Überdenken der Verwaltungsebenen

An Ariane Widmer, Planungsverantwortliche von Ouest Lausannois, lag es daher, die Bedürfnisse der Menschen an den Zukunftstraum aufzuzeigen. «Die Nutzung der Städte, der Agglomerationen und der Landschaften wird mobiler, dichter, kollektiver und kreativer werden.» Die unterschiedlichen Interessen sind zu koordinieren. Mit einer hochwertigen Planungskultur und einem Überdenken der bestehenden, kleingliedrigen Verwaltungsebenen sind allfällige Hürden zu überwinden.

Im nachfolgenden Podiumsgespräch unter Leitung von TEC21-Chefredaktorin Judit Solt wurde vor allem die föderalistische Struktur kontrovers diskutiert. Barbara Haering, VR-Präsidentin von Econcept, hofft auf die höchste politische Ebene. Der Bund müsse intervenieren, um die Verdichtung nach innen zu fördern. «Weder der Föderalismus noch ökonomische Interessen dürfen diesen Konsens ausbremsen.»

Matthias Daum, Schweiz-Redaktor von Die Zeit, glaubt dagegen nicht, dass Anweisungen von oben das richtige Mittel sind: «Der Mensch beansprucht den Raum ganz individuell.» Daher benötige eine nachhaltige Raumplanung zwar Reformen; angemessene Strukturen sind aber auf die Mitwirkung von unten angewiesen.

 

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